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Ortschronik von Steinburg
Das Dorf Steinburg liegt zwischen Weimar und Halle (Saale) auf 209 Meter Höhe
des Höhenzuges der Finne. Es befindet sich zudem an der Kreisstraße 2256 an einer ehemaligen strategischen maulschlüsselartigen Waldumfriedung der nördlich vorgelagerten Anhöhen.
Geschichte
Die urkundliche Ersterwähnung fand am 15. Mai 1306 statt.
Ortslage
Die
Straßenanlage des Dorfes ist geformt durch die Topographie des Bergspornes zu
dessen Fuß das Dorf Steinburg gegründet wurde. Wahrscheinlich schon zur
Dorfgründung verliefen die Straßen so wie in der Neuzeit, und wahrscheinlich
auch schon Jahrhunderte zuvor. Es war wohl ein idealer Ort um zwischen der
Straßenkehre und einem kleinen Weiher, eine kleine Burg anzulegen. Ausgrabungen
datierten diese Burganlage in die Zeit zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert, Reste dieser Holz-Erde-Burg lassen auf eine größere, zweiteilige Anlage schließen,
welche wohl im Zuge der Expansionsbestrebungen der karolingischen Franken gegen
die Sachsen (und Wenden) als Basis diente. Nach einer kurzen Zeit des
Niederganges wurde die Burg wieder gebraucht, im Rahmen der Abwehrmaßnahmen
gegen die Ungarneinfälle. Später, als die Ungarngefahr gebannt war, wurde die
an sich viel zu große Burganlage aufgeteilt in Schloss, Gut und Dorf. Das die
Burg wohl nicht vollkommen aus Holz und Erde gebaut war, wie damals üblich,
sondern wohl auch schon aus Stein, darauf könnte der Name 'Steinburg'
schließen. Auch
das Patrozinium der Kirche, Burkhardus, lässt eine fränkische Gründung der
Burg, und damit wohl auch der Kirche, vermuten. Die überwiegend doch recht
großen Vierseithöfe zwischen Gut und Straßenkehre sind ein Hinweis auf eine
sehr frühe deutsche Dorfgründung im Hochmittelalter. Aber auch darauf, dass
hier wohl wichtige Burgmannen als Großbauern angesiedelt wurden, anders die
kleinen Zweiseithöfe an den beiden Dorfstraßen, hier wurden wohl eher Unfreie
ihn früher Feudalabhängigkeit angesiedelt.
Das
Rittergut Die Herrschaft bzw. die Besitzer von Steinburg haben im Laufe der Jahrhunderte sehr häufig gewechselt. Die Grafen von Rabenswalde (um 1300), ein Rabenswalder Vasall Heinricus de
Steinburgk (1306) und die Edlen Herren von Querfurt (1383) werden verschiedentlich genannt, bevor die Familie Koller 1439 als Lehnsnehmer des Landgrafen in Thüringen und 1501 als Besitzer im Amt Eckartsberga im albertinischen Thüringen genannt werden. In dieser Zeit (1486) u.a. wird
'Marienroda' unter 'wüstenung ztu Mergerode' als Zubehör der Herrschaft Steinburg aufgeführt, das
ein Vorwerk des Rittergutes war. Ähnliche Lehnsbriefe, in welchen auch weitere
Dörfer wie Borgau mit eingeschlossen waren, wurden auch später ausgestellt,
wie 1501 und 1535. 1506 belehnte Herzog Georg von Sachsen den vermutlich bereits ansässigen Ritter Volkmar Koller, Amtmann von Eckartsberga, mit Steinburg und
Bucha. Nach dem Tode von Wolf Koller spätestens 1570 setzte sich unter den Mitbelehnten Nikolaus von Miltitz auf Siebeneichen 1586 als alleiniger Besitzer von Steinburg durch. Durch Eheschließung der Sophia Maria, Tochter des 1611 belehnten Cornelius von
Miltitz, ging das Gut 1614 an die von Selmnitz über. Seit 1639 war es im Besitz des Ernst Friedemann von
Selmnitz, dem späteren kursächsischen Oberaufseher der Grafschaft Mansfeld, der jedoch die Güter Vehra und Straußfurt bevorzugte. Gerlach Heino von Münchhausen heiratete 1683 Catharina Sophie von Selmnitz und erwarb 1686 durch Auskauf seines Schwagers die Rittergüter Steinburg und Straußfurt. Ihre Söhne Gerlach Adolph und Philipp Adolph dienten als kurbraunschweigische Minister dem englischen Königshaus, ersterer gilt als Begründer der Universität Göttingen. Die
von Münchhausen hatten dann bis zur Enteignung im Zuge der Bodenreform 1945 ihren
Besitz inne. Besagter Philipp Adolph von Münchhausen, hannoverscher Staatsminister und Chef der Deutschen Kanzlei in London,
ist dabei zu erwähnen, sowie dessen Enkel Philipp Adolph Friedrich von Münchhausen, der sich nachhaltig um die Abschaffung des Frondienstes bemühte.
Er war der erste der Rittergutsbesitzer Thüringens, welcher 1796/99 die Spann-
und Frondienste abschaffte. Ein Gutmensch war er aber nicht, denn die
Abschaffung dieser uralten Lehnsrechte, lies er sich von den Bauern mit 2400
Talern entlohnen. Noch heute kann man auf dem Steinburger Friedhof historische Grabplatten derer von Münchhausen besichtigen. Das 1812 als altschriftsässig bezeichnete Rittergut, bei dem 1827 die Patrimonialgerichtsbarkeit über Steinburg, Borgau, Wischroda, das Vorwerk Marienroda und einen Teil von Saubach sowie das Pfarrpatronat von Saubach und der Filialkirche Steinburg lagen, blieb bis zur Enteignung im Zuge der Bodenreform 1945 in Familienbesitz. Das Gutsarchiv Steinburg wurde durch die Archivberatungsstelle Sachsen-Anhalt im Zuge der Bodenreform sichergestellt und 1949 vom damaligen Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt - Landesarchiv Merseburg übernommen, wo auch die Erschließung des Bestandes erfolgte. Bei dem geringen Umfang und der Lückenhaftigkeit des Archivs wurden ältere Ordnungen nicht berücksichtigt, zumal der größte Teil der Archivalien, Register verschiedenster Art, von der Registraturordnung nicht mit erfasst waren.
Auch das unweit gelegene Dörflein Borgau ("Pergau"), das bereits 1209 urkundlich unter den Pfortenbesitzungen als
'Burkauwe' erwähnt wurde, war nach dem Lehnbrief 1486 Bestandteil der Herrschaft Steinburg, bei der es geblieben ist.
Auch hier könnte der Name von Borgau, von 'Burgaue', also 'Aue der Steinburg'
gedeutet werden. In
einem Lehnsbrief aus dem Jahre 1587 werden für Steinburg 17 'besessene Männer'
genannt, also Bauern, dazu noch der Müller. Das im 15. Jahrhundert erbaute Schloss, mit Schlosspark und Teich, ist über die Gemeindegrenzen hinaus
bekannt, aber dennoch zeigt es sich heute in einem sehr desolaten Zustand. Noch
ist das Dach halbwegs heil, dies beschleunigt zumindest nicht den Verfall. Baulich ist
das Schloss keine Besonderheit, ein verwinkelter Bau mit Seitenflügeln und
engen Innenhof, gekrönt von einem kleinen Dachtürmchen. Dies sollte dennoch
kein Grund sein, ein so altes Gemäuer weiter verfallen zu lassen und diesem
keine neue Nutzung zuzuführen.  
Das
Schloß Steinburg (Quelle WP: matmicpic)
Im
Jahre 1801 verfasst der Junker Münchhausen im Rahmen seiner Aufhebungen von
Feudalrechten ein Buch, in welchem auch zahlreiche wirtschaftliche
Gesichtspunkte seines Besitzes in Steinburg angesprochen werden. Das Rittergut
Steinburg hat damals 17 Hufen Ackerland (1 Hufen zu 30 Acker, ein Acker zu 168
achtelligen Quadratruthen gerechnet) und ungefähr 23 Acker Wiesen, welche aber
damals schon seit Alters her großteils als Ackerland genutzt werden, da sie
festen Boden haben und eher gar nicht überschwemmt werden. Darüber hinaus
gehören dem Rittergut noch 60 Äcker bessere Wiesen im Tal der Unstrut, welche
zur Herstellung des wichtigen Heus dienen. Von den 17 besagten Hufen Ackerland,
liegen 188 Acker in der Flur der Steinburger Dorfgemeinde, natürlich alle
zwischen den Bauernäckern verstreut. Der Junker beschwert sich daher, dass
seine Felder unter der Trift des Gemeindeviehes leiden zu haben. Die übrigen
322 Acker, nebst 12 Acker Wiesen gelegen und über eine halbe Stunde vom Gute
entfernt in der Gemarkung Marienroda, seien aber zusammenliegend und triftfrei.
In Steinburg befanden sich 5 Anspanngüter.
Gerichtsakten
von 1816 wissen folgendes zu berichten: Durch die Adelig von Münchhausenschen Gerichte zu Steinburg und der Freiherrlich von Werthernschen Gerichte zu Gross Neuhausen im Amtsbezirk Eckardsberga angemeldeten Reklamationen gegen Frankreich der Dorfschaften Steinburg, Borgau, Wischeroda, Sallbach, Gross Neuhausen, Rackleben und Ratzendorf wegen geleisteter Lieferungen und sonstiger Prästationen für französische Truppen.
Mit anderen Worten, man präsentierte Frankreich 1816 Rechnungen, für die
Durchzüge französischer Truppen weniger Jahre zuvor - ob die Franzosen diese
je bezahlten ?
Örtliches Wenig
südöstlich des Schlosses befindet sich ein Weiher mit einer Felsenquelle,
welche früher einmal als heilig galt. Hier wurden Funde gemacht, welche eine
Nutzung bis weit in die Steinzeit hinein belegen. Das
hiesige Armenhaus gehörte den Münchhausenschen Dörfern Steinburg, Saubach,
Borgau, Frankenroda und Wischerode. Das zu Steinburg gehörige Vorwerk Marienroda war ein im
Hochmittelalter gegründetes Dorf mit eigener Kirche. Saubach
hatte mindestens seit der Reformation auch eine Schule. 1811 kam es dabei zu
einem gerichtlichen Streit zwischen dem örtlichen Schullehrer Johann Gottfried Koch
und der Gemeinde wegen der Entziehung von Gebühren. Als Teil des Amtes Eckartsberga gehörte Steinburg von 1547 bis 1815 zum Thüringer Kreis des Kurfürstentums (ab 1806 Königreichs)
Sachsen, 1815 kam es dann ans Königreich Preußen, als Bestandteil der 'Provinz
Sachsen'. Am 1. Juli 2009 wurde Steinburg in die neue Gemeinde Finneland
eingegliedert. Der letzte Bürgermeister war Johann Lins.
1883
lebten im Ort noch 207 Einwohner, 1900 sind es 151 (dazu noch 76 im Gutsbezirk),
1933 260 und 2012 waren es nur noch 101.
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