|
Kirche von Runstädt
Mit
der Einführung der Reformation erfolgt 1544 eine erste sogenannte
Kirchenvisitation, eine Art Inventur, in dieser wird erstmals eine
Runstädter Kirche erwähnt. Sie befand sich auf dem Rittergut, auf
der Nordwestseite des Dorfplatzes. Ursprünglich aber dürfte die
Kirche einmal an anderer Stelle gestanden haben, möglicherweise im
Zentrum des Ortes, wo sich die Dorfstraßen zu einem kleinen Anger
vereinen. Das Rittergut lag wahrscheinlich in mitten eines
ehemaligen Weilers, als Keimzelle des Ortes. Der Gutshof mit Kirche
war von einer Mauer umgebenen und trennte sich so vom restlichen
Dorf ab. Wohl erst in der Neuzeit wurde dort die neue Kirche gebaut,
jedenfalls besaß diese keine mittelalterliche Bauteile. Allein der
Altar dürfte aus der alten Kirche stammen. Spätestens als 1658 der
neue Taufstein eingeweiht wurde, dürfte die Kirche aber schon
bestanden haben
Die
Kirche stellte einen rechteckigen Saalbau dar, die Achsenrichtung
von Südost nach Nordwest zeigend. Im Jahre 1730 wurde sie in einer
schlichten Formenversion des Barocks erneuert. Im Kirchenbuch wird
darüber berichtet, wie 1797 von den Gebrüdern Ulrich aus Laucha
eine neue große Glocke aufgezogen wird und mit einem 24-stündigen
Laufwerk ausgestattet wird. Zwei Jahre zuvor läßt die
Kirchgemeinde in der Kirche eine kleine Orgel einbauen.
An
der Westseite der Kirche befand sich ein quadratischer Turm, als
wüchse er aus dem Dach. An der Südseite befand sich der
Patronenstuhl, dessen hochgelegener Eingang mit repräsentativen
Stuckwerk verziert war. Im Jahre 1913 erhielt die Kirche
elektrisches Licht, wobei der Strom von der Gewerkschaft Michel
gegen eine jährliche Anerkennungsgebühr von drei Mark bezogen
wurde.
Da
die Franklebener Pfarre im Vergleich zu anderen etwas schwach
bestückt war, schlugen die Visitatoren im Zuge der Reformation zu
der Franklebener Pfarre noch die von Reipisch und Runstädt hin zu.
Reipisch, welches zuvor eine eigene Pfarrei gewesen war, gehörte
zuvor zu Naundorf, Runstädt hatte bis zur Reformation ebenfalls
einen eigenen Pfarrer und war ein selbständiges Pfarrdorf. Da zu
der Zeit als die Visitation durchgeführt wurde, diese Stelle
unbesetzt war und es an evangelischen Pfarrern mangelte, sollte nun
die Seelsorge für Runstädt dem Franklebener Pfarrer übertragen
werden. Darüber waren die Naundorfer recht ungehalten. Sie hatten
im Stillen gehofft, Runstädt werde mit Naundorf verbunden.
Runstädt war nämlich begehrenswert, weil zur Runstädter Pfarre 2
Hufen (= 66 Morgen Land, 1 Morgen = 2500 m2) gehörten. Deshalb
legten die Naundorfer auf die wenig vermögende Pfarre von Reipisch
keinen Wert. Daher wurde nun Reipisch mit Frankleben vereinigt.
Lange hat es aber nicht zu Frankleben gehört. Schon 1562 wird es
mit Blösien verbunden.
Im
Zeitraum vom 26.11.1928 bis zum 19.01.1929 fand die Umbettung der
verstorbenen Runstädter nach dem Frankleber Friedhof statt. 1929
war dann der letzte Gottesdienst in Runstädt und 1931/32 wurde
Runstädt komplett abgeräumt und die Tagebaubagger drangen in
tiefere Schichten vor.
Quelle: Die Geiseltalchroniken,
Steffan Bruns, Berlin 2016
|
|