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Herrschaftssitze in Frankleben
Das
Schloss Frankleben ist identisch mit dem ehemaligen Unterhof. Es
liegt malerisch hinter hohen Baumgruppen auf der Sohle des
Geiseltals, wo sich einst die Wasser der Leiha und Geisel
vereinigten. Es war seit Anfang des 15. Jahrhundert bis 1945
ununterbrochen im Besitz derer von Boses. Das Schloss gehört zu den
bedeutendsten Bauwerken des Geiseltals. Es spiegelt in seiner
Ornamentik beachtliche Beiträge zur Entwicklung mitteldeutscher
Architektur wider. An die ehemalige Wasserburg, aus der es
hervorging, erinnern im Osten und Süden noch trockengelegte Weiher,
während die anderen Teile der Wehrgräben verfüllt und eingeebnet
sind. Die wehrhafte Anlage sagt nicht dass das Rittergut eine Burg
war, aber möglicherweise eine Fluchtburg zu Zeiten der Einfälle
von Awaren bzw. Ungarn.
Das Schloss bildet einen fast quadratischen Grundriss, wobei der
Südflügel verkürzt blieb. Das mehrfach umgebaute Bauwerk
schließt so einen Lichthof ein, welcher von Kolonnaden umgeben ist.
Deutlich zu erkennen sind Bauphasen der Gotik bis etwa 1500, danach
Umbauten im 16. Jahrhundert und schließlich die bis zum Beginn des
17. Jahrhundert. Später sind noch Ergänzungsbauten an den
südlichen und westlichen Kolonnaden vorgenommen worden. Die beiden
langgestreckten Joche des Kreuzgewölbes im Gang nach dem Hof und
die in gleicher Weise ausgeführten Wölbungen des nördlichen und
östlichen Teiles der Hofkolonnaden können, wie die Jahreszahl am
gotischen Wappen am Portal andeuten, um 1509 entstanden sein.
Mehrere Räume tragen kunstvolle Deckenbemalungen, zum Teil mit
Jahresangaben aus dem 16. Jahrhundert. Den einheitlichen Bestand
erhielt das Schloss aber erst um 1600.
Links der Frontmitte befindet sich ein zweistöckiger Erker, sowie
eine Hochwassertafel. Im inneren des Schlosses befindet sich
südlich des Eingangsflures ein gotisches Gewölbe als Rest des
Vorgängerbaues. Die nach Stichen von Aldringer geschaffenen
Gewölbebemalungen wurden nach dem 2.Weltkrieg wegen starker
Beschädigungen übermalt. Die hölzernen Renaissancedecken in den
Obergeschossen haben den Krieg aber gut überstanden. In einem Raum
in der Südostecke des Hauptgebäudes übernachtete General York
1814 bei der Verfolgung von Napoleon und seinen Truppen im Anschluß
an die Völkerschlacht.
Der Oberhof
Der Oberhof befand sich
einst am Ende der Müchelner Straße, Richtung Naundorf. Es war seit
1405 ebenfalls im Besitz derer von Bose. In noch früheren Zeiten
stand hier wohl auch eine Burg, die möglicherweise in den Händen
der Familie von Frankleben war, bis sie dann in den Besitz der von
Boses gelangte. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg unbewohnbar,
weshalb Carl von Bose 1570 ein neues Schlossartiges Herrenhaus
errichten ließ. Fenstersimse und Portale dieses Schlosses fanden im
18. Jahrhundert Verwendung beim Bau eines Wirtschaftsgebäudes auf
dem Gutshof.
Der dritte Bau auf dem Oberhof erfolgte in den Jahren 1737 bis 1740
durch Dietrich von Bose, den Jüngeren. Dieser Barockbau mit sieben
Fensterachsen und einem Mansardenwalmdach lag an einem besonders
schönen und gepflegten Park. Der Bau wurde aber nicht für
Wohnzwecke genutzt, sondern für Repräsentationszwecke der von
Boses. Bei einem Luftangriff 1944 wurde das Herrenhaus des Oberhofs
halb zerstört. Die Schlossruine Oberhof verfiel mehr und mehr und
wurde dann um 1958 wegen des voranschreitenden Braunkohletagebaues
abgerissen.
Im Park stand ein achteckiger Taufstein mit einer runden Platte
darüber. Heute steht der Taufstein in der Franklebener Kirche als
ständige Ausleihe. Die Bischofsbilder sind dem Merseburger Dom
ausgeliehen, aber deren
Aufbewahrungsort ist derzeit nicht bekannt.
Quelle: Die Geiseltalchroniken,
Steffan Bruns, Berlin 2016
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