Zusatzseiten zum OFB-Projekt Klosterhäseler



Ortschronik von Burgheßler

Das Rittergut

In der alten Burg auf dem Bergsporn oberhalb Burgheßlers, erbaut wohl im 12. Jahrhundert, dürfte auch der Ursprung des Rittergutes liegen, bis dieses dann wohl im späten Mittelalter ins Dorf verlegt wurde, noch einiges später dann nach Klosterhäseler. Die Verlegung ins Dorf dürfte mit der Wüstfallung der Burg nach 1345 bzw. 1450 zu tun haben. Das noch heute vorhandene Rittergut, wurden 1692 von der Familie von Burkersroda neu errichtet. Eine zweireihige Lindenallee führt noch vom ehemaligen Gut steil bergan zum Burgberg.

Die ehemalige, zwischenzeitlich aber zerstörte, Burg diente später als Steinbruch für die Bauten des im Tal liegenden Rittergutes, das bis 1726 fast vier Jahrhunderte im Besitz der Familie von Heßler blieb. Dies Rittergut liegt östlich des eigentlichen Dorfes, direkt unterhalb der einstigen Burg und war recht umfangreich von der Größe. Das in 1692 im Renaissancestil gründlich umgebaute, einstige gotische Herrenhaus, ist in der Neuzeit so verändert worden, dass Altertümliches nicht mehr daran zu sehen ist. Es ist ein simpler Rechteckbau in ' nachgotischen Formen' mit Krüppelwalmdach und neoklassistisch überbaut und wirkt so wie ein Gutshaus des 19. Jahrhunderts.

1726 fiel das Gut nach dem Aussterben der von Heßler auf Burgheßler ,als erledigtes Lehen an das Herzogtum Sachsen-Weimar und war dann von 1726 bis 1806 im Besitz der Familie und Nachfahren des königlich polnischen und sächsischen Kanzlers Zeumer. 1807 geriet es dann durch Erbfolge an die Familie von Burkersroda, sozusagen die ursprünglichen Besitzer aus dem Hohen Mittelalter, welche es bis zur Enteignung 1945 besaßen

1692 wurde das Gutshaus, vermutlich unter Einbezug älterer Bauteile des vorher schon bestehenden Vorwerkes und ehemaligen Rittergutes neu errichtet. Vermutlich wurde der Bau zu dieser Zeit um den, nach 1945 abgerissenen, Nordflügel erweitert. Die Wirtschaftsbauten entstammen mehrheitlich dem 18. Jahrhundert. Nach der Wende beginnt der Verfall des nun ungenutzten Gutes, so beginnen in den 90er Jahren zaghafte Sanierungsarbeiten im bereits stark beschädigten Gebäude,  trotz zunehmender Bauschäden wurden die wenigen Arbeiten nach wenigen Jahren wieder eingestellt und nicht wieder aufgenommen

Im Jahre 2007 klagte die damalige Bürgermeisterin von Burgheßler Iris Eckmann, dass die Bürger sehr enttäuscht darüber seien, dass bei dem Verkauf des Gutshauses durch die Treuhand keine Auflagen für die Erhaltung dieses Denkmals vereinbart wurden und man hier nun dem Verfall zuschauen muss. Die Treuhand hat dieses Grundstück und Gebäude Mitte der 1990er Jahre an einen Verein unter dem Vorsitz eines Herrn Dr. Ludwig gegeben, welcher sich um dieses Objekt kümmern wollte und hier dringend notwendige Sicherungen bis hin zur Nutzung erledigen wollte. Leider ist in den Jahren nichts passiert, außer viele Luftblasen.

Im weiteren berichtet die Bürgermeisterin über die bereits fortgeschrittenen baulichen Mängel des Herrenhauses, so das der Zustand der Oberdecke, verbunden mit dem stark sanierungsbedürftigen Dach, sehr bedenklich sei. Es wurde Ende der 1990iger Jahre über eine AB-Maßnahme ein Gerüst angebracht, welches bis heute das Gebäude ziert. Allen Denkmalschützern tut hier das Herz bluten.

Besagter Dr. Ludwig zeigte sich später als 'Sammler' von Denkmalgebäuden denen eines gemein war, er ließ sie verfallen - wie z.B. eine alter Wasserburg in Ollendorf bei Weimar. Die Bürgermeisterin konnte viele Interessenten konnte an Herrn Dr. Ludwig verweisen, welcher das Objekt trotz marodem Zustand nicht weiterveräußern wollte, aber sich, wie bereits erwähnt, auch selbst nicht um das Gebäude und dessen Unterhaltung kümmerte. Sogar der Bund der Steuerzahler machte einen Vor-Ort-Besuch, um den Missbrauch von Fördermittel zu prüfen. Auch alle Bemühungen der Bürgermeisterin Druck über die obere Denkmalbehörde scheiterten. 

Das war 2007, und ein gutes Jahrzehnt später hat sich nicht viel geändert. Das Gebäude dämmert unverändert vor sich hin und verfällt weiter. Nicht wirklich zum Trost gerät, dass durch den zunehmende Verfall auch ein tiefer Einblick in das Bauwerk möglich ist. Im Schuttkegel des abgebrochenen Nordflügels ist ein halb verschütteter Eingang zu einem Kellergewölbe sichtbar, der zu einem großen tonnengewölbten Keller gehört. Der archaisch anmutenden Türbogen aus Sandstein deutet auf eine recht frühe Entstehungszeit hin, eventuell stand hier bereits ein älteres Gebäude, welches später überbaut wurde. Auffällig sind 2 Gewölbeansätze rechts und links von dem Kellereingang, die jedoch zu weit verschüttet sind, um weitere Räume oder lediglich Nischen in den Wänden dahinter zu vermuten.

Östlich vom Herrenhaus schließt sich ein Plateau an, auf welchen vermutlich einst eine Parkanlage sich befand und vom Wirtschaftshof durch eine hohe Mauer getrennt war. Aus dem Gutshaus, zum Park hinaus, findet sich ebenfalls eine Tür mit Spitzbogen, wobei unklar ist, ob die spitzbogigen Türen überhaupt den herrschaftlichen Eingängen entsprechen, da beide in das dunkle und schmucklose Gewölbe unter den herrschaftlichen Räumen im Obergeschoss führen. In der Südfassade gibt es Reste von renaissanceartiger Sgraffitis, teilweise in rotgefärbten Mörtel. Ebenso wirken die Fenstergewände im sicher wirtschaftlich genutzten Untergeschoss, mit Fase und hohem Anlauf, deutlich älter als im repräsentativen Obergeschoss.

Zu erwähnen ist, dass ein Teil der Hofanlage bewohnt ist und dass die Gemeinde in einem der Wirtschaftsbauten einen Vereinsraum eingerichtet hat, nachdem dieser das Gebäude auf eigene Rechnung hergerichtet hat. Ein Großteil der Hofanlage ist eingezäunt und kann nicht betreten werden, auch das Plateau mit dem Park ist abgeschlossen.


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