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Fazit zur Bevölkerungsentwicklung im OFB-Ort
Die Statistiken zur
Bevölkerungsentwicklung im Ortsfamilienbuch zeigen zahlreiche
interessante Fakten, die sich auch mit anderen Projekten des
Verfassers, zum Teil auch aus anderen Regionen, decken. Im Vergleich
zum OFB Niedereichstädt und dem OFB Niederwünsch lassen sich hier
einige Rückschlüsse ziehen. Die Ausbrüche bei den Sterberaten
sind deutlich geringer als in Niedereichstädt, aber deutlicher als
bei Niederwünsch, sie lassen sich aber mit Kriegen (z.B. 1763
(Siebenjähriger Krieg), 1807/14 (Befreiungskrieg)), klimatischen
Einflüssen (1815 Ausbruch Vulkan Tambora) in Verbindung bringen.
Selbst Krankheitsepidemien die in den Orten gleichsam wirken
müssten, sind nicht immer gegenseitig feststellbar. Eine Abnahme
der Sterbezahlen nach 1815 und der Anstieg selbiger nach 1850 steht
in Relation zu der Geburtenrate. Die Abnahme der Sterberate nach
1875 dürfte auf die Verbesserung der Lebensumstände zurück zu
führen sein.
Die Sterbezahlen über die
Monate betrachtet, ergeben kaum signifikante Unterschiede. Es
scheint zwei Spitzen zu geben, einmal im Frühjahr und einmal im
Sommer sowie zum Jahreswechsel. Mögliche Ursachen könnten höhere
Arbeitsbelastungen zur Zeit der Aussaat und Ernte sein bzw. der
Wintereinbruch, der gleich zu Anfang die schwächsten Personen
sterben lässt.
Ab etwa 1750 ist die
Geburtenrate wieder leicht ansteigend. Im Überblick über die
monatlichen Unterschiede stellen sich besonders der Winter und der
Hochsommer heraus, mit entsprechenden Zeugungszeiten im
'sprießenden' Frühjahr und im arbeitsarmen Herbst.
Bei den Hochzeiten gibt es
erst im 19.Jh. einen signifikanten Anstieg der Eheschließungen. In
Krisen- und Kriegsjahren sinkt diese zwar, aber bleibt zumeist
innerhalb der Durchschnittswerte. Hingegen gibt es große
Unterschiede auf die Wahl des Hochzeitsmonats. Hier gibt es eine
kleine Spitze im Frühjahr und eine gewaltige im November, einem
Monat in dem fast die Hälfte der Eheschließungen erfolgt.
Uneheliche Kinder haben
nachweislich eine doppelt so schlechte Überlebensaussicht wie
eheliche Kinder, dies ist unabhängig vom wirtschaftlichen Status
der Mutter. Daher ist von einer gewissen Einflussnahme in dieser
Hinsicht zu reden, zumal auffällig ist, dass viele Frauen sich kurz
nach dem Tod des unehelichen Kindes verheiraten. Dass Witwen oder
geschiedene Frauen uneheliche Kinder bekommen, kann ebenfalls
beobachtet werden, jedoch nicht sehr häufig. Auffällig ist aber,
dass das erste Kind nach der Hochzeit oftmals in deutlich weniger
als 9 Monaten geboren wird, oft sind es nur ein paar Wochen die
zwischen Heirat und Geburt liegen.
Die Fruchtbarkeit von
Mädchen scheint erst mit dem 16./17. Lebensjahr einzusetzen, da es
faktisch keine jüngeren Mütter gibt. Immerhin wird jedes 12. Kind
unehelich geboren, dennoch sind die Mütter meist deutlich über 20
Jahre. Die Väter sind sogar 2 bis 3 Jahre älter als die Mütter.
Väter unter 18 Jahren tauchen kaum auf, selbst unter 20 sind sie
sehr selten, auch hier scheint die Fruchtbarkeit deutlich später
einzusetzen.
Man heiratet eher selten
zwischen Familien des Ortes, sondern holt sich seinen Ehepartner
meist aus Nachbargemeinden. Der zu verzeichnende Ahnenschwund ist
sehr gering. Zugereiste aus entfernteren Gebieten sind dennoch eher
selten, besonders durch Kriegshandlungen kommen diese als Soldaten
in die Region. Erst mit Einsetzen der Industrialisierung nach 1850
verstärkt sich die Zuwanderung aus entfernteren Gebieten. Trotz der
Kleinheit der Orte ist die Vielfalt der Familiennamen recht hoch.
Der Vergleich der Statistiken
zeigt außerdem, dass wenn eine Person einmal erst das Kindesalter
von etwa 6 Jahren überlebt hat, er beste Chancen hat das
Greisenalter zu erreichen. Allein die extrem hohe
Kindersterblichkeit von bald 40% senkt das durchschnittliche
Lebensalter auf um die 27 Jahre, ohne diese dürfte sie auf über 60
Jahre liegen.
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