|
Die
Entwicklung des Rittergut Körbisdorf
Die
Schenken von Körbisdorf hatten in Körbisdorf ihren Sitz bis ins
16. Jahrhundert hinein. 1543 wird Matthes von Kötzschen bzw.
Kötschau als Inhaber des Gutes genannt. Mitbesitzer sind seine
Brüder, seit 1552 Jobst und seit 1567 Heinrich von Kötzschen; seit
1585 hat es Jobst allein in Besitz. Nach seinem Tode geht das Dorf
1592 an Albrecht und Otto von Kötzschen über, die es 1601 an
Andreas Bothfeld verkaufen. 1626 wird dessen Sohn damit belehnt. Ab
1702 gehört Körbisdorf George Dietrich von Schönburg, der es 1718
wieder an Hans George aus dem Winkel verkauft.
Zu
dem Mannlehen-Rittergut gehörten damals in Körbisdorf mit Schenke
und Mühle 13 Häuser, in Naundorf ebenfalls 13 Häuser mit
Ausschluß des Backhauses. Außerdem stand dem Gut die Fischerei in
der Alten und Neuen Geisel vom Benndorfer Gerichtsrain bis an die
Naundorfer Besitzungen zu.
Für
das Jahr 1847 wird Friedrich Albert Schnock als Besitzer des
Allodial-Rittergutes Körbisdorf genannt. Von diesem erwirbt es am
3. Dezember 1847 Gustav Albert von Goßler aus Köthen, welcher im
Jahre 1856 auch Besitzer des Rittergutes Naundorf war. Gustav Albert
von Goßler schloss sich 1855 mit August Koch, dem Pächter des
Rittergutes Körbisdorf, und dem Techniker Otto Brumhard zusammen.
Sie hatten die Absicht, auf dem Gelände des Rittergutes Körbisdorf
Zuckerrüben anzubauen und dieselben zu Zucker zu verarbeiten.
Goßler
verkaufte das Rittergut am 14. November 1857 an die inzwischen
gegründete Firma Brumhard, Koch & Co, deren Mitbesitzer er war.
Als im Jahre 1871 diese Firma ihre gesamten Besitzungen abgab, ging
das Rittergut Körbisdorf ebenfalls mit an den neuen Besitzer, die
Zuckerfabrik Körbisdorf AG, über.
Seit
der Gründung der Zuckerfabrik im Jahre 1856 musste sich das
Rittergut Körbisdorf mit dem bisherigen Anbau seiner Felder
gänzlich umstellen, denn die Zuckerfabrik brauchte jede Menge
Zuckerrüben und nichts als Zuckerrüben. Der schwere Boden des
Geiseltales eignete sich bestens für den Anbau.
Über
die Größe der vom Rittergut Körbisdorf bewirtschafteten
Ländereien, den Viehstand und die Ernte vom 1. April 1875 bis 31.
März 1876 sagt uns ein Geschäftsbericht Folgendes:
„Geerntet
wurden : Kilo pro Morgen auf
1154 Morgen Weizen 545,0 auf
615 Morgen Roggen 511,0 auf
980 Morgen Gerste 545,5 auf
415 Morgen Hafer 552,5 auf
176 Morgen Erbsen 551,2 auf
421 Morgen Kartoffeln 3615,5 auf
2189 Morgen Rüben 8208,5
Die
erzielten Preise betrugen im Durchschnitt für 1000 Kilo : bei
Weizen 194,0M bei
Roggen 177,5M bei
Gerste 189,8M bei
Hafer 155,7M bei
Erbsen 229,1M also durchgängig etwas niedriger, als im vorigen Jahr
1875.
Das
bewirtschaftete Areal betrug 1832,14 Hektar, wovon 797,40 Hektar
Eigentum der Zuckerfabrik Körbisdorf sind. Der Viehbestand am 31.
März 1876 betrug 67 Pferde, 434 Ochsen, 3 Bullen, 62 Kühe, 15
Fersen, 1 Kalb, 1358 Hammel und Schafe sowie 43 Schweine."
Die
Geschäftsberichte des Rittergutes geben dann auch zahlreiche
weitere Auskünfte: 1877:
„Die Qualität der in diesem Jahre verarbeiteten Rüben war eine
so schlechte, wie noch in keinem der zwanzig Jahre seit Bestehen der
Zuckerfabrik. Der Hauptgrund lag in den Witterungsverhältnissen Als
dann außergewöhnlich früh und heftig die Herbstfröste eintraten,
waren noch etwa 500 Morgen Rüben in der Erde."
1
8 8 4 : „Von besonderem
Mißgeschick ist die Landwirtschaft insofern heimgesucht worden, als
unsere Felder in der zweiten Hälfte des Monats Juli, also kurz vor
der Ernte, von wiederholten Hagelwettern betroffen worden sind. Der
Schaden betrug nahezu 100 000 Mark, wovo4 etwa 85 000 Mark von der
Versicherung entschädigt worden ist."
1
8 9 9 : „Die
Getreide- und Rübenernte ist infolge größerer Hagelschäden
geringer ausgefallen. Auch die Getreidepreise waren wesentlich
geringer. Die Arbeitslöhne mussten durch den immer mehr
hervortretenden Drang nach Lohnzulage erhöht werden."
1
9 0 5 : „Der im
vergangenen Jahr erwähnte erforderliche Neubau des Wohnhauses auf
dem Rittergut Körbisdorf ist zur Ausführung gelangt und hat eine
Ausgabe von 34.308,75 Mark verursacht."
1
9 0 8 : „Starke
Hagelschäden im Sommer und der gänzliche Mangel an Niederschlägen
im Herbst haben sehr nachteilig auf die Rübenernte gewirkt."
1
9 1 1 : „Die
anhaltende Trockenheit, die ganz Mitteldeutschland heimgesucht hat,
ist auch für unsere Fluren von unheilvollem Einfluß gewesen. Die
gemessene Regenmenge betrug nur 250 gegen 538 mm im Jahre 1910. In
unseren Viehbeständen haben wir unter Krankheiten und Seuchen zu
leiden gehabt. Im Mai/Juni hat unter den Pferden eine ziemlich
bösartige Influenza und danach von Mitte Juni bis Ende Januar 1912
auf 11 Gütern unter den Ochsen die Maul- und Klauenseuche
geherrscht. Durch die Sperrmaßregeln wurden wir auch gezwungen, 5
Schafherden im Stall füttern zu lassen, während im Felde die
Stoppelfelder unbehütet umgepflügt werden mussten.
Die
Rübenernte beträgt nur rund 100 dz pro Hektar gegen 352 dz im
vorigen Jahre."
1
9 1 4 : „In
der Landwirtschaft waren die Erträge in Weizen und Roggen keine
sehr hohen, dagegen in Gerste, Hafer, Erbsen, Rüben und Kartoffeln
gute und wurde die gesamte Produktion zu verhältnismäßig hohen
Preisen verwertet, die ja zum Teil von der Regierung festgelegt
wurden."
1
9 1 6 : „Im
landwirtschaftlichen Betriebe waren die Gesamterträge, den
Kriegszuständen entsprechend, im allgemeinen befriedigende, so daß
wir darin eine Mehreinnahme gegen das vorige Jahr zu verzeichnen
hatten."
1
9 1 8 : " .. . haben
wir ein befriedigendes Ergebnis ... nicht erreicht. Die Ernte war
ungünstig beeinflusst durch die Schwierigkeit der Beschaffung des
Saatgutes, durch die mangelhafte Beschaffenheit desselben und durch
den Mangel an geeigneten Düngemitteln.
Die
Felddiebstähle haben einen außerordentlichen Umfang angenommen, so
daß wir dadurch einen bedeutenden Verlust erlitten haben."
Am
1. 1937 ging das Vermögen der Zuckerfabrik Körbisdorf AG an
die I.G. Farben über. Unter der Bezeichnung „Gesellschaft für
Landeskultur GmbH, Abteilung Gutsverwaltung Körbisdorf, Benndorf
Geiseltal" blieb das ehemalige Rittergut Körbisdorf erhalten.
Nach
Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde die I.G. Farben aufgelöst,
in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone gingen die Teilbetriebe
in 'Volkseigentum' über oder wurden so genannte SAG. SAG -
'Sowjetische Aktiengesellschaften' waren Betriebe, die nur zu
Reparationszwecken arbeiteten und dies unter alleiniger sowjetischer
Aufsicht. Viele diese Betriebe wurden dann in den 50er Jahren,
manche aber auch erst viel später, der DDR übergeben, welche sie
in volkseigene Betriebe umwandelte. Dazu parallel verlief in der
Landwirtschaft die Bodenreform. Die Güter der I.G. Farben, so auch
das Gut Körbisdorf, sollten aufgeteilt werden. Da aber das
Rittergut Körbisdorf zuvor schon den Status eines volkseigenen
Gutes erhielt, wurde es nicht aufgeteilt, denn der Erlös kam hier
dem Staat zugute. Am 1. Januar 1952 wurde es der Vereinigung
Volkseigener Güter in Halle unterstellt, bis 1955 war es
Volkseigenes Versuchsgut und diente den Leunawerken als direktes
Versorgungsgut.
|
|