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Ortschronik von Gräfendorf

Gräfendorf lag südwestlich von Merseburg im Tal der Geisel, und zwar nördlich selbiger, direkt zwischen Neumark und Benndorf, dabei von Neumark nur durch einen Anger getrennt. Ab 1953 erfolgte die Abbaggerung des Ortes. Heute liegt der Standort des ehemaligen Dorfes inmitten der weiten östlichen Fläche des Geiseltalsees, und zwar wo dieser sich beginnt zu weiten, genau auf halbem Wege zwischen dem Braunsbedraer Ufer und der gegenüberliegenden Insel

Ortsgeschichte

Im Hersfelder Zehntverzeichnis wird Gräfendorf als zehntpflichtiger Ort „Gramannesdorpf" erstmals urkundlich erwähnt. Seine Gründung dürfte in das 8./9. Jahrhundert zurückreichen. Der Ortsname hat nichts mit einem Grafen, sondern mit einer Person Namens 'Gramann' zu tun. Wie Benndorf ist das kleine Gräfendorf eine fränkische Gründung in Form eines Straßendorfes, es zeigt sich sogar in einer selten planvollen Anlage. Dies würde gegen eine Gründung in merowingisch / karolingischer Zeit sprechen. Allerdings kann es im Mittelalter nach einem schweren Hochwasser der Geisel wieder planvoll aufgebaut worden sein.


Erstnennung des Ortes im Hersfelder Zehntverzeichnis


Die Zuordnung „Gramannesdorpf=Gräfendorf (an der Geisel)" im Hersfelder Zehntverzeichnis ist umstritten, da es mehrere Orte dieses Namens im Friesenfeld gab und gibt. Allerdings wird es mit anderen Orten der näheren Umgebung, wie Zscherben und Atzendorf, in einer Spalte der Urkunde genannt. In der Gosecker Klosterchronik wird für das 12. Jahrhundert der Besitz des Dorfes 'Gräfendorf' im südlichen Hassegau vermerkt. Auch hier könnten die weiter nördlich liegenden Klein- oder Großgräfendorf noch mit gemeint sein, aber auch hier spricht die Nennung von und Zuordnung zu anderen benachbarten Ortschaften für dieses Gräfendorf.

Nach einer aus dem Jahre 1203 stammenden Urkunde zu einem Grundstücksverkauf in Großgräfendorf (Grevindorf apud (bei) Scastedi (Schafstädt)), werden als Verkäufer die Brüder Hardmund und Hermann de 'oppido Grevindorf apud aquam, quae Geizle dicitur', also Schloss Gräfendorf an den Wassern der Geisel, genannt. Dies ist die erste definitive Zuordnung einer Nennung des Ortes. Das einstige Schloss soll früher auf einer Anhöhe zwischen Benndorf und Neumark gelegen haben.


Ortsanlage Gräfendorf 1905

Ein direkter Weg von Gräfendorf nach Benndorf wurde 1711 mit einer Eisengittertür versperrt, da der Weg unmittelbar am Rittergut zu Benndorf vorbeiführte. Der Herr Junker fühlte sich vom gemeinen Pack gestört, die ihn von diesem Weg in die Zimmer sehen konnten. Die Gräfendorfer hatten nun einen Umweg zu machen, wenn sie z.B. nach Benndorf in die Kirche wollten. Erst nach Ende des 2. Weltkrieges wurde die Tür wieder für jedermann aufgesperrt.





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