Naundorfseiten

 

 



Die Wüstungen

Im Gebiet des OFB Projektes Benndorf/Naundorf sind drei Wüstungen namentlich bekannt. Dies sind Brückendorf, Rottmannsdorf und Zaasdorf, welche alle fränkische Gründungen des 7./8. Jahrhundert sein dürften. Schon bald nach seiner Gründung wurde Naundorf auch Pfarrdorf und vereinnahmte Rottmannsdorf und Zaasdorf als gemeinsame Parochie, Brückendorf gehörte da wohl schon länger zu Benndorf. Alle drei Dörfer verödeten aber bald und fielen bis zum Ende des Mittelalters wüst. Wann genau ist unbekannt, was zumindest die beiden erstgenannten betrifft, frühestens wohl im sächsischen Bruderkrieg 1445-61. Um 1620 waren die Orte aber bereits nachweisbar wüst.

Rottmannsdorf

Rottmannsdorf lag östlich von Naundorf, auf halbem Wege nach Frankleben. Wo genau ist unklar, aber man nimmt an, dass dies am Räbenhügel war. Dort gab es den Kirchrain, einen Hinweis auf den Weg vom Dorfe zur Kirche in Naun-dorf. Die Ursachen seines Unterganges liegen im Dunklen - Feuer, Seuchen, Krieg ... es gibt viele mögliche Ursachen. Die Grenzen und der Umfang der Naundorfer Fluren gibt Grund zu dem Gedanken, dass zumindest einige Rottmannsdorfer sich in Naundorf niederließen. Rottmannsdorf, auch Rottmarsdorf bzw. Rathmannsdorf genannt, später auch als Rockendorf bezeichnet, war kirchlich nicht zum Bistum Merseburg gehörig, sondern zu dem von Halberstadt. 1174 und 1280 wird der Ortsname als Rathmarsdorf genannt, damit könnte er vom deutschen Vornamen Ratmar oder auch dem slawischen Radoměr abgeleitet sein. Unklar ob das 1040 genannte Radauuassendorf mit Rottmannsdorf gleich zu setzten ist oder es sich um eine andere Wüstung etwas nordöstlicher handelt. In letzteren Fall könnte der Name vom slawischen Vornamen Radovec abstammen.

Zaasdorf

Zaasdorf, gelegen zwischen Naundorf und Runstädt, am späteren Zigeunerplatz, wurde wohl Opfer eines Geiseltalhochwassers. Mehrfach wird nämlich von solchen berichtet und die ehemalige Dorflage ist sehr hochwassergefährdet gewesen, und dass, obwohl die Geisel eigentlich kaum mehr als ein sanftes Bächlein ist. Ursache dieser Hochwasser war aber weniger die Geisel an sich, als die lokale Geologie und Topographie. Bei Starkregen auf der Hochebene versickerte dort das Wasser sehr schnell, kam aber an den Rändern der Hochebene durch die Karstschichten schnell wieder hervor. Die Geisel, deren Tal die Hochebene tief durchschneidet, wirkt dann in dieser wie eine aufgebrochene Wunde

Zu Zaasdorf wird berichtet, dass in der wüsten Dorflage Bauern beim Pflügen immer wieder auf Fundamente der alten Häuser stießen. Auch wurden hier alte Steinplattengräber mit Urnen gefunden - ein Hinweis darauf, dass der Ort eine jahrtausendealte Siedlungstradition hatte, wenn auch wohl keine durchgängige.

Die Ersterwähnung wird in das Jahr 1004 verlegt, in welchem hier ein Zebedesdorf genannt wird, wenn hiermit nicht eigentlich Zützschdorf gemeint ist. Zebedesdorf könnte vom slawischen Personennamen Sebud abstammen.

Im Lehnbuch des Bischof Johannes Bose (1431-63) heißt der Ort Zagisdorf, in einem Lehnsbrief des 16. Jahrhundert Zobesdorf. Daraufhin wechselt der Name von Zahsdorf, über Zaschdorf zu Zaasdorf. Zaasdorf war nicht dem Bistum Merseburg lehnshörig, sondern direkt dem sächsischen Lehnshofe zu Dresden. Bei der Trennung von Frankleben in Unter- und Oberfrankleben kam der größte Teil der Zaasdorfer Gemarkung zu Unterfrankleben (auch Niederfrankleben geheißen). Daher ist auch davon auszugehen, dass die (überlebenden) Dörfler nach Frankleben eingegliedert wurden. Kirchlich gehörte das Dorf aber zu Naundorf und der Weg, der es mit der Naundorfer Kirche verband, wurde bis in jüngste Zeit als 'Heilig Stieg' bezeichnet.

Brückendorf

Das Dorf Brückendorf lag südwestlich von Benndorf, direkt auf dem anderen Ufer der Geisel. Seinen Namen hat es aber nicht von einer Brücke über die Geisel. In den ältesten Überlieferungen wird es als Bruchdorf bezeichnet. Wenn es zutrifft, dass Neumark (Novum Forum - also neuer Markt, nicht neue Grenze bzw. Wald) als Ersatz für Brückendorf gegründet wurde, dürfte Brückendorf im 14. Jahrhundert untergegangen sein. Die 300 Morgen Flur wurden jedenfalls Neumark zugeschlagen.


Naundorf, kurz vor dem Abbruch, oberhalb des immer näher kommenden Tagebaues



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