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Zscherben

Zscherben ist das letzte Dorf im Geiseltal, bevor die Geisel Merseburg erreicht. Es liegt inmitten eines Winkels, welchen die Geisel und die etwas unterhalb Zscherben in die Geisel einmündende Klia bilden.

Ortsgeschichte


Das Hersfelder Zehntverzeichnis erwähnt den Ort Scirbina, dies dürfte Zscherben sein. Zwar gibt es auch noch ein solches westlich von Halle, aber einmal ist die Nennung inmitten von Orten der Geiselregion, andermal gibt es noch eine zweite Nennung, die die Zuordnung sicherer gestaltet. Auch Thietmar von Merseburg nennt es in seinen Chroniken welche er im Jahre 981 schrieb und bezeichnet es als 'Cirmini'.

Der Merseburger Bischof begleitete im Jahr 981 den Kaiser auf seiner Reise nach Rom. In dieser Zeit unternahm der Halberstädter Erzbischof eine Visitationsreise in die zum Bistum Merseburg gehörigen Orte. Am 21. Juli wollte er sich auch Frankleben anschauen. Als er mit seinen Leuten in Zscherben vorbeikam, erlitt er kurz danach einen Schlaganfall und verstarb.


Weitere spätere Nennungen des Ortsnamens im hohen und späten Mitelalter berichten von 'Sdrewin', 'Zerbin', 'Scherbin', 'Tzorwen', 'Zerwin', Wandlungen die zum heutigen Namen Zscherben führten. Der Ort soll wendischen bzw. slawischen Ursprungs sein. Dennoch kann der Name kaum aus der slawischen Sprachen sinnvoll erklärt werden. Auf dem modernen Luftbild könnte man durchaus eine Rundling erkennen, die alte Ortskarte offenbart aber eindeutig ein Straßendorf fränkisch/deutscher Art, welches möglicherweise an einem älteren Weiler in dessen Süden angelehnt wurde. Küsterman sieht eine sorbische Dorfanlage, welche stark verformt wurde, unter anderem soll der eigentliche südwestliche Teil des Dorf verwüstet worden sein.

Mitte des 11. Jahrhunderts vermacht Erzbischof Adalbert zu Bremen, ein Mitglied der Wettiner, dem Benedektinerkloster zu Gosek 'Sciruene', das heutige Zscherben. Noch im 15. Jahrhundert hatte das Kloster hier Besitz am Getreidezehnt und Kirchenpatronat. In der Gosecker Cronik wird für das 12. Jahrhundert der Besitz des Dorfes 'Scherben' vermerkt. 1188 verkauft es dann das Kloster Gosek an den Merseburgr Bischof Thilo von Trotha. Um 1202 nennt man den Ort 'Zcerbben', 1244 Zscervin, 1250 Scherbbin.

Im Jahre 1508 wird das Dorf 'Zscherbene' in einem Schiedspruch des Herzog Georg zu Sachsen genannt. Darin wird festgesetzt, das der Merseburger Bischof Thilo den Sedelhof und das Dorf Scherben, das er von Peter von Werder gekauft habe, und worin er Gericht und Dienste inne hatte, hinfort frei und ohne Einflussnahme des Abtes und Kloster zu Goseck inne haben sollte. Als Entschädigung wurde dem Kloster Goseck 4 Scheffel viererlei Getreidezehnt, welche der Bischof in Form von 60 Gulden geben sollte, zugesprochen.

In Folge des Dreißigjährigen Krieges und damit verbundener Epidemien fiel das Zscherben fiel das Dorf faktisch wüst, in den folgenden Jahrzehnten scheinen nur noch ein, zwei kleine Häuser besiedelt worden zu sein, da die Kötzschener Kirchenbücher nur noch sehr selten Zscherben erwähnen. Dies ändert sich aber wieder, 1678 wird anlässlich der Hochzeit eines Georg Wirth davon berichten, dass das Dorf wieder aufgebaut wurde und dieser ein dortiger Neubauer ist. Tatsächlich hatte sich der Ort bis 1678 schon wieder zum Teil von selbst erholt, ab ca. 1660 nehmen die Meldungen im Kötzschener Kirchenbuch für Zscherben wieder langsam zu.


Quelle: Die Geiseltalchroniken, Steffan Bruns, Berlin 2016

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