Städte zwischen Saale und Unstrut

Mücheln (Geiseltal)

Mitten auf der Hochebene zwischen Saale und Unstrut, der Querfurter Platte liegt die Stadt Mücheln. Die heute ca. 9.700 Einwohner zählende Kleinstadt mit ihren Ortsteilen Branderoda, Gröst, Langeneichstädt, Wünsch, Oechlitz und Schmirma liegt am obersten Teil des Geiseltals. Das Geiseltal hat seinen Namen vom gleichnamigen Bach, der Geisel, deren Springquelle im heutigen Ortsteil St. Micheln zu finden ist.

Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Mücheln findet man im Hersfelder Zehntverzeichnis, welches in den Jahren 881 bis 899 entstand. Mücheln wird hier genannt als zehntpflichtiger Ort Muchilacha im Friesenfeld und die Burg Mücheln als Muchileburg somit erstmals urkundlich erwähnt. Vom 11. bis 15. Jahrhundert gab es eine sich nach dem Ort benennende uradlige Familie „von Mücheln". Bereits im Jahre 1350 verlieh Friedrich der Strenge Mücheln das Stadtrecht. Damit erwarb sie das Recht Handel zu treiben, Bier zu brauen und Pech zu sieden. Neben Wohlstand und wirtschaftlichem Aufschwung erfuhr die Ackerbürgerstadt auch Schicksalsschläge, insbesondere im Dreißigjährigen Krieg durch Stadtbrände und Epidemien. Zahlreiche Inschriften, Haustafeln und Portale, die man auch heute noch im Stadtbild finden kann, sind Zeitzeugen dieser bewegten Geschichte. 1936 wurde Mücheln (Geiseltal) amtlich als Stadtname festgelegt.

Michaelkirche Mücheln, CTHOW Wikipedia Lutherkirche Mücheln, CTHOW Wikipedia

Auf dem Kohlberg bei Mücheln wurden durch die Friedrich-Schiller-Universität Jena archäologisch im Luftbild und in der Geophysik erkannte Gräben und ca. zehn Siedlungsgruben untersucht. Die dabei geborgene Keramik (doppelkonische Vorratsgefäße und bauchige Henkeltassen) deuten auf eine Datierung in die Bernburger Kultur des Spätneolithikum hin. Andere Funde stammen aus der Spätbronzezeit und sprechen für eine zweite Besiedlung in dieser Zeit.

Das unter Denkmalschutz stehende Altstadtensemble wird seit dem Jahre 1996 umfassend saniert, alte Brunnen wurden wieder entdeckt und restauriert. Der Markt zeichnet sich durch seine relativ seltene Hanglage aus, es gibt nur wenige derartige Märkte in der Bundesrepublik Deutschland. Im Rahmen der Sanierung wurde er terrassenförmig gestaltet. Heute findet dort jährlich im Juli das Stadt- und St. Jakobusfest statt, samt Festumzug. Diesem Umzug schreitet Jakobus der Ältere voran, Schutzpatron der Wanderer und Pilger, der die prägende Figur im Müchelner Stadtwappen ist.

Dominierendes Gebäude des Müchelner Marktplatzes und Zeichen einstiger Wohlhabenheit der Bürger ist das im Jahre 1571 im Spätrenaissancestil erbaute Rathaus. Es hat an der Außenfront vier Portale mit ausgekehlten Sitznischen, Balustersäulchen sowie Rahmen an Gebälk und Giebel. Kunstvolle steinerne Bilderwerke schmücken die Rathausfassade. Über einem Treppenturm mit einer architektonischen Seltenheit - einer steinernen Hohlspindeltreppe - erreicht man die einzelnen Etagen des Rathauses. Die „Ratskellerwirtschaft" war in den Jahren 1613 - 1709 eine Freistatt. Keiner durfte an diesem Ort gepfändet, geschmäht oder geschlagen werden. Auf Übertretung dieser Gebote wurde zuerst eine Geldstrafe angedroht, im Weiteren war mit dem Verlust der rechten Hand zu rechnen. In den mehrstöckigen Gewölbekellern unter dem Gebäude lagerte einst das wertvolle Müchelner Bier (gebraut bis Mitte des 19. Jahrhunderts). Die mittleren Räume dienten als Gefängnis und Folterkeller. In diesem Zusammenhang wird von drei unterirdischen Gängen berichtet, die von hier aus in verschiedene Richtungen verliefen. Ein Besuch der restaurierten Kellerräume gehört zu den Höhepunkten einer Altstadtführung.

Im Rathaus befindet sich seit einigen Jahren auch das Heimatmuseum, das neben Einblicken in die Stadtgeschichte auch die 300-jährige Geschichte des Braunkohlebergbaus im Geiseltal dokumentiert. Zudem gewährt es Einblicke in das Arbeits- und Privatleben der Bergleute. Besondere Attraktion sind Kleinfossilien aus dem Bergbau sowie der erste urkundliche Nachweis des Kohleabbaus.

In Mücheln treffen zwei Pilgerwege aufeinander. Der ökumenische Pilgerweg, der sich am historischen Verlauf der Via Regia orientiert und von Görlitz in Ostsachsen nach Vachau in Südthüringen führt und der St. Jakobus Pilgerweg aus Norddeutschland kommend, weiterführend nach Santiago de Compostela. Diesem St. Jakobus Pilgerweg verdankt die Müchelner Stadtkirche auch ihren Namen und er könnte der Grund sein, dass der Jakobus sowohl im Stadtwappen als auch im Kirchenwappen abgebildet ist.

Vom Marktplatz aus kann man seit wenigen Jahren in nur wenigen Gehminuten den Geiseltalsee erreichen. Zu Füßen der Stadt liegt in einer windgeschützten Bucht der neuerbaute Hafen, die Marina Mücheln.

Östlich von Mücheln, unmittelbar bei Möckerling lag einst das Dorf Bündorf. Es wurde bereits im ausgehenden Mittelalter eine Wüstung und ist nicht zu verwechseln mit Bündorf zwischen Merseburg und Bad Lauchstädt, oder dem ehemaligen Benndorf im Mittelteil des Geiseltales. Das Dorf Möckerling wurde 1962 ein Opfer des Braunkohlenbergbaus im Geiseltal.