Germanenzeit

Die Germanen waren noch recht weit weg von Saale und Unstrut, als sie sich ungefähr vor gut 3000 Jahren als eigener Volksstamm aus einem Völkergemisch heraus kristallisierten. Ein über Jahrhunderte gehender Prozess, der wahrscheinlich im Gebiet zwischen Göteborg und Hamburg stattfand. Langsam dehnten sich dann die Germanen nach Süden aus, wohl entlang der Elbe. Dort trieben sie einen Keil zwischen Kelten im Westen und Venetern im Osten. Aus der damaligen Grenzsituation keltischer Stämme im Westen und venetischer Stämme im Osten entwickelten sich die Bezeichnungen 'welsch' für die Völker westlich und 'wendisch' für die östlich der Germanen. Wende wurde später im Deutschen Synonym für Slawe. „Welsch" findet sich in Landschaftsbezeichnungen wie Wallonien, Walchgau, Wales oder Wallis wieder.

Im Jahre 1841 wurde westlich Merseburgs eine Münze Alexander des Großen gefunden, es ist die älteste hier gefundene Münze. Später fand man in der weitläufigen Gegend auch noch griechische Münzen. Die Menge gefundener römischer Münzen ist dazu in Relation betrachtet eher erstaunlich gering. Auch sonstige römische Artefakte wie Fiebeln, Votivtafeln, Waffen finden sich hier relativ wenige.

Als zur Zeitenwende die Römer hier auftauchten, dies hauptsächlich als Kaufleute, gelegentlich aber auch in Form von mehr oder weniger großen militärischen Einheiten, trafen diese fast nur noch auf Germanen bzw. germanisierte Stämme. Diese hatten sich schon seit ein paar Jahrhunderten entlang der Elbe nach Süden gewandt, dann vom Elbtal nach Osten wie Westen. Zwar waren zu dieser Zeit bestimmt noch zahlreiche Stämme keltischer und sogar nichtindoeuropäischer Herkunft an Saale und Unstrut ansässig, aber der Großteil dürfte nun eher dem Germanischen Kulturkreis zugerechnet werden, auch wenn die meisten wohl nur 'Beutegermanen' waren. Die fünf Jahrhunderte nach der Zeitenwende wurde es dann hier turbulent. Vom späteren Mecklenburg kommend, machten die Sueben hier eine Pause bevor sie an den südlichen Rhein weiter wanderten und zu den Schwaben wurden. Auch die Vorfahren der Thüringer kamen zumeist wohl aus Gegenden im heutigen Mecklenburg.

Von römischem Einfluss ist in der Gegend zwischen Saale und Unstrut nur wenig zu vermerken. Lokale Möchtegern-Historiker kolportieren zwar immer wieder gerne eine mehrere Jahrzehnte lange römische Herrschaft bis zur Elbe und Saale, aber tatsächlich ist diese nicht zu belegen. Weder gibt es Straßen noch Gebäudereste, die auf römische Siedler oder Militärs zurückführbar wären. Dabei sollte es zumindest Spuren von Marschlagern geben, denn es ist anzunehmen, dass einige Feldzüge römischer Feldherren wie die des Drusus, ihre Truppen auch über die Hochebene westlich der Saale geführt hätten, da diese auf ihrem Weg zwischen den Kastellen im Rhein-Main-Gebiet und der Elbe lag. Zwischen Naumburg und Halle/Saale müssten mindestens zwei dieser Marschlager existiert haben, bisher wurden aber noch keine Spuren eines solchen gefunden. Auch die Geschichten Thietmar von Merseburgs von den 'Römischen Schanzen' in Merseburg dürfen in den gleichen Kontext gesetzt werden wie auch die Sagen von so vielen anderen Römerschanzen beiderseits der Elbe, da diese Schanzen nachweislich bronzezeitliche Ursprünge haben.