Die blauen Bänder

Die Unstrut

Der Fluss

Die Unstrut ist ein linksseitiger, etwa 192 km langer Nebenfluss der Saale. Sie ist deren wasserreichster Zufluss. Einzugsgebiet ist fast das gesamte Thüringer Becken nebst einem Teil der westlichen und nördlichen Randplatten, kleinere Teile des nördlichen Thüringer Waldes und kleine Teile des Südharzes. Dabei entspringen die wasserreicheren Zuflüsse wie auch die Unstrut selber den im Vergleich zum Becken niederschlagsreicheren Randgebirgen.

Der Name rührt vom germanischen strödu her, was Sumpfdickicht heißt. Die Vorsilbe „un" verstärkt die eigentliche Bedeutung, ähnlich wie im Wort „Unwetter", wo das „un" ein Gewitter bezeichnet, das über das normale Maß hinausgeht. Um 575 wird der Fluss Onestrudis genannt, im 7. Jahrhundert Unestrude, 994 Vnstruod.

Die Unstrut entspringt westlich von Kefferhausen bei Dingelstädt in Nordthüringen im südlichen Eichsfeld. In der Thüringer Pforte bei Sachsenburg durchbricht sie die Hainleite. In ihrem Unterlauf durchfließt sie in zahlreichen Schleifen den Burgenlandkreis im südlichen Sachsen-Anhalt Sie wird dabei unterhalb von Memleben zunächst vom Ziegelrodaer Plateau, bei Laucha vom Dorndorfer Plateau sowie in der Nähe Freyburgs von den kalkreichen Schweigenbergen flankiert und mündet im Großjenaer Blütengrund bei Naumburg in die Saale.

An der Einmündung in die Saale führt die Unstrut zwar weniger Wasser als diese (45% zu 55%), entwässert aber ein größeres Einzugsgebiet (55% zu 45%) und ist auch länger (192 zu 158 km) als der Flusslauf der Saale von deren Quelle bis zur Unstrutmündung. Somit kann man die Mündung der Unstrut als gleichberechtigten Zusammenfluss ansehen.

Unter Berücksichtigung ihres Einzugsgebiets von über 6.000 km² ist die Unstrut mit nur etwa 30 m³/s Abfluss vergleichsweise wasserarm. Dieses ist zum einen durch die Flachgründigkeit des Thüringer Beckens begründet, zum anderen dadurch, dass die Oberläufe der größeren Zuflüsse wie auch der Unstrut selber von der Leeseite der Randgebirge kommen.

Wichtige Zuflüsse der Unstrut sind linksseitig die Wipper (Einzugsgebiet: 647 km²), Helbe (414 km²) und Helme (1.318 km²); rechtsseitig sind neben der Gera (1.090 km²) die Gramme (357 km²) und die Lossa (394 km²) von Bedeutung. Die Hauptflüsse des Flusssystems sind in diverse, zumeist künstliche Nebenarme gegabelt, die auch zahlreiche Entwässerungsgräben aufnehmen. So mündet beispielsweise die Helbe in drei parallelen Armen.

Buntsandstein und Muschelkalk aus der Triasformation prägen das Gesicht des Saale-Unstrut-Triaslandes. Mancherorts sind sie durch tertiäre und quartäre Sedimente verhüllt, an anderen Stellen treten sie klar zutage. Insbesondere im Unterlaufbereich ist die geologische Schichtenfolge gut zu erkennen.

Das Durchbruchstal der Thüringer Pforte trennt Finne und Windleite, diese Höhenzüge bestehen aus dem Zechstein aufgelagerten Buntsandstein. Der Gipsfelsen des Wendelsteins, der sich kurz vor Memleben schroff unmittelbar an der Unstrut erhebt, gehört als östlicher Ausläufer der Bottendorfer Höhe zu den Aufwölbungen des Zechsteins, der aufgrund der Nordrandstörung der Hermundurischen Scholle hier zutage tritt. Zwischen Memleben und Nebra durchfließt die Unstrut ein in den Mittleren Buntsandstein eingeschnittenes Tal, dessen Steinbruchwände von der jahrhundertelangen Bausteingewinnung künden. Bei Karsdorf weitet sich das Tal, der weiche Schieferton des Oberen Buntsandsteins wurde hier vom Fluss teilweise ausgewaschen. In den Karsdorfer Zementwerken wird der Kalk als Rohstoff gewonnen. Von Karsdorf bis Freyburg begleiten rebentragende Erhebungen des Unteren Muschelkalks die Unstrut, der plattig-wellige, teilweise auch kompakte Kalkstein wurde durch den Fluss großflächig freigelegt. Freyburger Schaumkalk wurde in früheren Jahrhunderten unter anderem im Naumburger Dom verbaut.

Wahrscheinlich wandte sich die Unstrut einst vom Einfluss der Helme aus dem jetzigen Mansfelder Land zu, durchfloss die vom ehemaligen Salzigen See eingenommene Senke und erreichte im heutigen Salzabett die Saale. Im Geröll des Sees und der Salza findet man Steine, die aus dem Thüringer Becken stammen und nicht durch die gegenwärtigen Gewässer dort hingelangt sein können. Als sich der Hornburger Sattel und seine Nachbarhöhen erhoben, wurde der Unstrut der bisherige Abfluss versperrt, so dass sie sich durch das Tal bei Freyburg eine neue Mündung beschaffte.

In ihrem gesamten Verlauf befindet sich die Unstrut in einer Region, die klimatisch durch das Lee des Harzes geprägt ist. Das bedeutet eine geringe bis mäßige Jahresniederschlagsmenge, da die meisten Niederschläge im Nordwesten vor den Bergen niedergehen, und kontinentales Klima mit etwa 1600 Sonnenstunden im Jahr. Im Unterlauf bildet das Unstruttal geradezu eine Wärmeinsel, die in südliche Richtung abfallenden Höhenzüge empfangen selbst im Winter noch nahezu senkrecht Sonnenstrahlen und schirmen das Tal vor nördlichen Winden ab. Ihren besonderen Reiz gewinnt die Unstrut durch den Gegensatz von Flussauenbiotopen und angrenzenden trockenen Böden. Die feuchten Ufer sind von Weiden, Pappeln und Eschen gesäumt. Auf den trockenen kalkhaltigen Böden finden sich Trocken- und Halbtrockenrasen, an geschützten Stellen wie im Naturschutzgebiet Tote Täler wachsen seltene Orchideen wie das Bleiche und das Purpur-Knabenkraut, die Bienen-, Spinnen- und Fliegen-Ragwurz, der Frauenschuh oder das Große Zweiblatt. Als jahrhundertealte Kulturlandschaft ist die Unstrutgegend besonders durch den Weinanbau und aus Weinbergsbrachen hervorgegangene Streuobstwiesen geprägt. Wasserliebende Vögel wie die Wasseramsel und der Eisvogel sind hier heimisch, seit den 1990er Jahren ist zunehmend der von Fischern als Konkurrent ungern gesehene Kormoran anzutreffen.