Archäologie zwischen Saale und Unstrut

Gräberanlage aus der Stein- und der Bronzezeit im Saalekreis

Der Bau der ICE-Strecke von Erfurt nach Halle führte auf der Querfurter Platte zu einer der umfangreichsten Grabungsstätten für Archäologen: Mehr als 55.000 Funde aus der Bronzezeit wurden dort bereits gemacht. Mehrere Jahre dauerten die Ausgrabungsarbeiten zwischen Saale und Unstrut auf einem ca. 100 ha großen Gebiet an. Dabei haben Archäologen bisher mehr als 55.000 Funde aus der Bronzezeit gefunden und weit über 250 Gräber aus den verschiedensten Epochen freigelegt, sowie gut erhaltene Grabbeigaben, einige davon sind echte Besonderheiten.

Die Region Saale-Unstrut wird seit mindestens 7500 Jahren durchgängig besiedelt. Wegen der fruchtbaren Böden und zahlreichen Solequellen auf der Querfurter Platte, aus denen Wasser mit hohem Salzgehalt sprudelte, war sie schon in der Steinzeit eine attraktive Gegend. "Salz gilt als das weiße Gold der Vorgeschichte. Wem es gelang, das Salz aus den Quellen zu gewinnen, der konnte sein Fleisch pökeln und so den Winter einer Missernte zum Trotz überstehen".

Wegen des Neubaus der ICE-Trasse bot sich den Archäologen die einmalige Chance, auf einer Länge von 22 Kilometern einen vollständigen Schnitt durch diese Siedlungsregion, die eine der bedeutendsten Mitteldeutschlands ist, zu ziehen. Man ging von vornherein davon aus zahlreiche Funde zu machen.

Die mit 7300 Jahren bisher ältesten Funde gab es im Saalekreis. Es handelt sich um zahlreiche teils gut ausgestattete Gräber, die unter anderem zur linienbandkeramischen Kultur der frühen Jungsteinzeit gehören. Danach gab es scheinbar eine lokale Siedlungslücke, da erst ab 2700 v.u.Z. hier wieder neue Gräber entstanden. Darunter auch Gräber aus der Bronzezeit, die von rund 2200 bis 1700 v.u.Z. andauerte.

In den um gut 500 Jahre älteren Gräbern der Schnurkeramik-Kultur und der Glockenbecherkultur aus der Jungsteinzeit stießen die Archäologen auf interessante Beigaben. In den Männergräbern der Schnurkeramiker fanden sie zum Beispiel geschliffene Steinäxte, wohingegen in den Gräbern der Frauen Bernsteinperlen entdeckt wurden. Hinzu kommen kupferne Haarspiralen, Muschelscheiben und Hunderte gelochte Hundezähne.

Die Namen der Kulturen dieser Zeit sind Hilfsbegriffe, da es sich damals vor Ort um eine absolut schriftlose Zeit gehandelt hat und die Schriftkulturen am östlichen Mittelmeer faktisch nichts zu den hiesigen Völkern verlautbaren ließen. Es ist nicht möglich, eine ethnische Zuweisung der Kulturen zu machen, daher behilft man sich mit der Beschreibung ihrer Werke. So zeichnet sich die Schnurkeramik-Kultur zum Beispiel dadurch aus, dass sie bei der Fertigung ihrer Keramiken mittels einer Schnur ein Rillenmuster im Ton erzeugten, bevor sie diesen brannten.

In den Männergräbern der Glockenbecherkultur, einer Kultur, die ihre Gefäße glockenförmig gestaltete und wohl von der iberischen Halbinsel stammt, stieß man auf einen Kupferdolch. Metalle sind in der ausgehenden Steinzeit äußerst selten gewesen. Ein Gegenstand wie dieser Dolch war damals ein Prestigeobjekt.