Branderodaseiten

 

 



Die Kirche

Im Mittelalter war Branderoda eine Filiale der Kirche von Gröst, aber eine alterwürdige Kirche hatte der Ort dennoch. Sie gilt als die wichtigste Sehenswürdigkeit des Ortes und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Der romanische Bruchsteinbau besitzt einen rechteckigen Chor, mit breitem, wuchtigem Westturm. Das Chor erscheint spätgotisch erneuert, dass Kircheninnere barockisiert. Im Kirchhof steht die Kuppa einer romanischen Taufe. Im geschlossenem Ostchor wirkt das breite Schiff mit seinen südlichen Anbauten einzigartig. Östlich an des Chores ist eine Sakristei in Fachwerk angebaut.

In der Nord- und Westwand sind noch die ursprünglichen romanischen Fenster vorhanden. Die Anbauten der Südseite und die Spitzbogentüren stammen hingegen aus der Spätgotik. Unter der Holztonne, die Schiff und Chor überspannt, ist eine barocke Hufeisenempore mit Emporenmalerei – die im Brustbild mit Attributen und Namen dargestellten zwölf Apostel beinhaltet.

Nach einem Brand, der die Kirche im späten Mittelalter stark in Mitleidenschaft zog, wurde sie vergrößert wieder aufgebaut. Im 16. Jahrhundert erfuhr sie eine tiefgreifende Erneuerung. Eine Besonderheit ist das über einen separaten Eingang zu erreichende Herrengestühl. Dessen Wände sind mit bemalter Leinwand verziert. Früher hingen drei Glocken im Turm, jedoch ist nur noch eine erhalten, die aus dem 14. Jahrhundert stammt. Sie ist mit Minuskeln beschrieben, was in Deutschland sehr selten, wenn nicht sogar einmalig ist. Zu bewundern sind die Bildnisse der zwölf Apostel an den Außenseiten der Empore, aber auch die Epitaphien aus den Jahren 1746 und 1756, sowie die aus Holz geschnitzte Madonna mit dem Kind im Arm. Diese ein Meter hohe 'Madonna mit Kind' gilt als ein ausgesprochenes Kleinod der Schnitzkunst aus der Zeit um Mitte des 15. Jahrhunderts und soll von einem leider nicht mehr vorhandenen Altarschrein stammen.

An der Südseite ist die ehemalige Patronatsloge mit Rankenmalerei angebracht. Der Kanzelaltar, um 1740 geschaffen, zeigt das Wappen der Dorothea von Bose (geb. von Gottfeld). Ihr Epitaph (gest. 1746) ist an der Südwand zu sehen. Das Orgelprospekt ist aus dem 18. Jahrhundert. Ein geschnitztes Epitaph aus Eichenholz, nach Art eines Wandspiegels, erinnert an Hippolitha Römer (gest. 1756).

Weitere zwei figürliche und mit Inschriften versehene Grabsteine ehemaliger Gutsbesitzer sind in der Kirche untergebracht. Im ersten ist Wolf von Benndorf (1555), in Ritterrüstung mit Waffen und Wappen dargestellt und im zweiten ist Hans Georg von Löwen (1640), auch in Rüstung mit Waffen und Wappenfeldern dargestellt.

Die Kirche steht unter Denkmalschutz, ebenso wie das ehemalige Rittergut und die ehemalige Pfarre. Das zweigeschossige Pfarrhaus dürfte um 1700 erbaut worden sein. 1996 baute man in den Dachstuhl der Kirche eine Thermokammer für die „Kleine Hufeisennase", eine hier ansässige Fledermausart, ein.


Quelle: Die Geiseltalchroniken, Steffan Bruns, Berlin 2016

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