Puschkeiten (Gut):

Puschkeiten ist, neben Dommelkeim und Schleuduhnen, eines von drei einst pruzzischischen Siedlungen im Kirchspiel Stockheim. Auch wenn es dazu keine Unterlagen gibt, dürften diese drei älter als die deutschen Siedlungen sein, besonders aber Puschkeiten. Denn Puschkeiten dürfte nach einer Variante seinen Ursprung in einer einstigen pruzzische Burg haben, da der Name aus dem Pruzzischen  kommt und  soviel wie Burgberg ( Pille = Burg) bedeutet. Diese stand etwas außerhalb Puschkeitens, auf einem kleinen Berg, mit Steilhang zum Monkenteich. Allerdings ist nichts zu dieser frühen Zeit bekannt, erhellende Ausgrabungen gab es hier wohl nie. Zumindest war diese um 1400 wohl lediglich nur eine Überwachungsstation und ein Zollabgabeort, aber keine Wehrburg. Eine andere Namensdeutung geht von seinen frühen Namen Paschaithen aus und sieht den Ursprung in den litauischen Personennamen 'Paskis'

Der deutsche Orden musste seine Ritter und sonstigen Helfer bei der Eroberung und Sicherung des Landes entlohnen, konnte er das nicht mit Geld tun, erfolgte dies mit Landbesitz oder zumindest Verpfändungen. Zuerst wurden die Wohnsitze der Pruzzen in Anspruch genommen, später in zunehmenden Maße auch deutsche Bauerndörfer – z.B. Stockheim.

Am 7. Juli 1469 verleiht der Ordensbruder Veit von Gich, oberster Spittler und Komtur von Brandenburg (Gebiet Heiligenbeil), mit Erlaubnis des Heinrich Reuß von Plauen, Hochmeisters Stellvertreter und Komtur von Mohrungen, dem aus Franken stammenden Kuntz Pfersfelder das Dorf Pschaithen (Puschkeiten) welches eine pruzzische Siedlung war und eine Größe von 11 Haken (1 Haken = 11 ha oder 44 Morgen), also 121 ha, innehatte. Ferner erhielt der Genannte zur gleichen Zeit das Dorf und vorher ebenso prussische Siedlung, Dompnikaim, das spätere Dommelkeim mit 29 Haken = 319 ha.

Da Puschkeiten, wie auch Dommelkeim und Schleuduhnen, als Dienstgut an einen Deutschen verliehen wurden, entfiel die Verpflichtung zum Scharwerk beim Bau oder Abbruch von Ordensbauten. Puschkeiten wurde zum Hauptsitz erwählt, weil es auf dem Pillenberge lag und hier wohl eine alte Burgtradition zu Grunde lag. Entsprechend dieser Bedeutung wurden von Puschkeiten aus die benachbarten Siedlungen Dommelkeim und Schleuduhnen, 1663/68 auch das deutsche Kirchdorf Stockheim verwaltet. Später kamen auch Lisetten- und Meisterfelde hinzu, aber auch Eisenbart und Sommerfeld, sogar Liebenau.

Nachfolger Pfersfelder war ab 1646 der aus dem Elsaß stammende königlich-polnische Oberjägermeister und Kammerherr Gebhard von Müllenheim (vermählt mit Dorothea, geborene Pfersfeld), welcher Sebastian von Groß Pfersfeld die Besitzungen von Puschkeiten abkaufte. 1740 ging der Besitz an eine Nebenlinie, welche 1760 diesen an die Brüder Grafen Keyserling verkauften. Ein Jahr später erwarb der Landrat Ludwig August von Ostau die Besitzungen. Als dieser starb gingen fünf Jahre später im Jahre 1792 die Güter an Karl Gottfried von Knobloch, der bis zur Separation 1820 bis 1830 adliger Besitzer war. 1853 erwarb Eduard Perkuhn von diesen das Hauptgut Puschkeiten, 1883 verkaufte er es aus Altersgründen an Georg Brauer. 1945 hatte Georg Brauers landwirtschaftlicher Betrieb noch eine Größe von 405ha. 

Im Jahre 1820 ist Puschkeiten ein adliges Gut mit 6 Feuerstellen und 89 Seelen. Heute ist nur noch ein Teil von Puschkeiten erhalten.

Puschkeiten - Parkteich mit Gutshaus
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Puschkeiten - Landhaus
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Dommelkeim (Vorwerk / Gut):

Zeitgleich mit Puschkeiten erhielt Ritter Kuntz Pfersfelder 1469 das Dorf und vorher prussische Siedlung Dompnikaim, das spätere Dommelkeim, welches mit einer Größe von 29 Haken = 319 ha angegeben wurde.

Um 1730 erhielt Dommelkeim eine eigene Schule, welche über 100 Jahre bestand. Nachdem aber 1864 in Stockheim eine neue und größere Schule gebaut wurde, wurde die in Dommelkeim geschlossen.

Dommelkeim und Schleuduhnen über die Jahrhunderte hinweg waren Vorwerke des Hauptgutes Puschkeiten. Im Güteradressbuch von 1905 steht Dommelkeim noch als Vorwerk zu Puschkeiten gehörig. Im Güteradressbuch von 1913 ist Dommelkeim als Gut unter dem Besitzer Born eingetragen. Also muss Dommelkeim zwischen 1905 und 1913 ein Gut geworden sein, welches in den letzen Jahren des 19.Jh. in Besitz der Familie Born gelangte. Diese waren die ersten bürgerlichen Besitzer von Dommelkeim. Sein Sohn Dr.hc. Dietrich Born,  Besitzer des 424,84 ha großen Gutes bis 1945, wurde durch seine dortige Kaltblutpferdezucht bekannt. 

Im Jahre 1820 ist Dommelkeim ein adliges Vorwerk mit 4 Feuerstellen und 54 Seelen. Heute ist nur noch ein Teil von Dommelkeim erhalten.

 

Schleuduhnen (Vorwerk / Gut):

Die Handfeste von Schleydun (Schleuduhnen) wurde am Himmelfahrtstag 15.Aug.1471 übergeben, als es in den Besitz von Kuntz Pfersfelder kam. Schleuduhnen umfasste damals 18 Haken = 198 ha.

Im Jahre 1820 ist Schleuduhnen ein adliges Vorwerk mit 2 Feuerstellen und 17 Seelen.

Vorgeschichte ebenso, da zum Hauptgut Puschkeiten gehörig. Im Handbuch für Grundbesitz von 1879 war Schleuduhnen noch nicht unter einem bürgerlichen Besitzer vermerkt. Ende 1890-1895 erwarb Rudolf Doepner das Gut Schleuduhnen, sein Sohn Horst führte das 194 ha große Gut bis 1945. Von Schleuduhnen ist heute nichts mehr erhalten, die nach dem Krieg unbewohnten und verfallenen Häuser wurden eingeebnet.

 

Lisettenfeld (Gut):

Nachdem 1760 der Landrat Ludwig August von Ostau die Güter um Stockheim erwarb, gründete er in der Gemarkung von Stockheim das Vorwerk Lisettenfeld. Woher der Name kommt ist nicht bekannt. 1820 hat es als adliges Vorwerk drei Feuerstellen und 34 Einwohner.

Im Jahre 1792 ist das Vorwerk im Besitz von Karl Gottfried Friedrich von Knobloch, der im Samland Schulkeim besaß. Einige Jahre nach der Seperation wird das Gut Lisettenfeld 1852 von Eduard Perkuhn erworben, letzter Besitzer von Lisettenfeld  waren Julius Perkuhn, bzw. dessen Tochter Ursula Rohde, welche den Hof von ihrem Vater 1931 übernahm und die 352 ha. bis 1945 bewirtschaftete. Von Lisettenfeld stehen heute nur noch zwei der alten Insthäuser.

 

Meisterfelde (Gut):

Am 17. Februar 1352 verlieh der in Kreuzburg weilende Hochmeister Winrich von Kniprode den Brüdern Wopyn, Megun und Regyn und seinen Brüdern, Dietrich 30 Hufen zu kulmischen Recht, gelegen auf dem Felde 'Crampoltkin'. 1386 am 25 November verschrieb der Komtur Friedrich von Wenden aus Brandenburg den Brüdern Claukyn, Wopin und Heniken, 6 Hufen Ackerland zu gleichen Bedingungen wie ihre alten Güter. Das Land wurde beschrieben als anstoßend an ihr altes Gut 'Crapoltkyn', 'darin ist gewesen das Bruch Raystepamen' und freie Fischerei zu des 'Tisches Notdurft' im Monkenteich. 

Die genannten Brüder waren Stämmpreußen aus Janze - Schwanis- und Paterort im Kreis Heilligenbeil am frischen Haff. Sie hatten dem Orden gedient und und wurden daher umgesiedelt und mit einem Gut belohnt. Auf der Rückseite der Verleihungsurkunde befindet sich der Vermerk aus späterer Zeit: "In dieser Verschreibung wird Meisterfelde und Sporgeln und der Wald sechs Hufen inbegriffen gemeint". Bei dem Wald handelte es sich wahrscheinlich um den Wopener Wald, mit dem Felde Crampoltkin ist wohl die Senkenlandschaft gemeint, die sich bis zum Puschkeitener Pillenberg hinzog. Nach Monski ist das Bruch Raystepamen mit dem Wiesenland zwischen Blekitten und Kl.Saalau, und dass das Gut Crapoltkyn mit Meisterfelde gleichzusetzen ist. Es heißt dass es seine Bezeichnung vom pruzzischen 'wüstes Land' bekam und erst im Laufe der deutschen Landnahme besiedelt wurde. Das muss so im 15.Jh. geschehen sein. 

1560 ist der Burggraf Christoph von Creytzen Eigentümer des Gutes Meisterfelde, welcher auf Groß Saalau saß. 1618 wechselt es das Kirchspiel von Domnau nach Stockheim, weil es nunmehr dem Gut Puschkeiten angegliedert wurde. Eine Zeitlang gehörte auch noch Sporgeln mit dazu, aber als 1710 die Größe Meisterfeldes  mit 14 Hufen angegeben wird, kann es nicht mehr dazu gehört haben. 1820, als von Knoblauch noch Eigentümer war, zählte das Gut 3 Feuerstellen und 40 Seelen.

Etwa um 1850 wurde im Einzugsbereiches des Gutes auch eine Ziegelei angelegt, welche an August Smorra verpachtet war. Zur Lehmentnahme wurden 2.5ha Boden genutzt.

Durch die Auflösung der Puschkeitener Begüterung, nach 1830 kam Meisterfelde in den Besitz der Familie Perkuhn, dann kaufte es ca, 1900 Max Ehrenforth, zuletzt dann das Ehepaar Wolff. 1931 wies es, immer noch zur Gemeinde Puschkeiten gehörend, 1171,9ha Grund auf, mit 21 Wohngebäuden, 63 Haushaultungen und 373 Einwohnern. Der Gemeinde-Durchschnittsatz für das Jahr 1935 wurde auf 720 RM festgesetzt. Das Eigentum der Ursula Wolff wurde 1945 mit 286,5 ha. angegeben. Von Meisterfelde ist heute nichts mehr erhalten, die nach dem Krieg unbewohnten und verfallenen Häuser wurden eingeebnet.

 

Lawo (Gut):

Gegründet vom Besitzer des Dorfes Stockheim und seinen Gütern/Vorwerken dem Landrat Ludwig August von Ostau und nach seinen Initialen benannt. In Lavo ließ von Ostau einen Stein setzen mit der Inschrift Lavo 1772 .

Von Ostau hatte tüchtig gerodet und nach der Rodung wurde Lavo ein Vorwerk und es wurde ein neues Waldhaus gebaut mit dem Namen Beschluß. 1820 gab es in Lawo zwei Feuerstellen mit 23 Einwohnern. Nachdem er 1787 seinen übrigen Besitz an den Hauptmann von Knobloch verkaufte, ging er nach Lavo, welches so zum Gut wurde, welches bald Lawo hieß, und lebte fortan dort. Nach von Ostaus Tod ging sein Besitz am 1.4.1792 an Karl Gottfried Friedrich von Knobloch über. Um 1900 war ein Paul Kuchenbecker Besitzer von Lawo. Von Lawo existiert heute nichts mehr.

 

Gründungsgedenkstein in Lawo
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Beschluß (Vorwerk):

In der Zeit vor 1780 bestand nördlich Stockheim und Schwönaus, zum Zehlauer Bruch hin, noch eine dichte Bewaldung. Nur Gut und Dorf Sommerfeld reichten wie eine Zunge in diesen Wald. Ende 1780 setzte nun eine Rodung ein, auf dessen Fläche dann das Vorwerk Beschluß entstand. 1792 gab es dann schon ein Vorwerk mit dem Namen Beschluß. 1820 hatte es eine Feuerstelle und 16 Einwohner. Der Name sollte eigentlich das Ende der Besiedelung zum Zehlaubruch hin, besagen. Jedoch wurde später noch etwas weiter gerodet und auf der Schwönauer Seite entstand dann noch ein Waldhaus, welches keinen Namen hatte! Der Volksmund gab diesem Waldhaus den Namen 'Amen', welcher dann auch in die Amtsbücher eingetragen wurde. Dadurch entstand im Kirchspiel Stockheim die übliche Redensart: 'Nach Beschluß kommt Amen'.

1820 war Beschluß adliges Vorwerk mit 16 Einwohnern und gehörte noch zum Hauptgut Puschkeiten, dessen Eigentümer Hauptmann von Knobloch war. Der letzte Eigentümer von Beschluß war bis 1945 Willy Echternach, welcher 106,5 ha in Eigentum und 153,75 ha in Pacht bewirtschaftete. Heute ist von Beschluß nichts mehr erhalten.

 

Waldhaus Bögen:

Welches im Volksmund 'AMEN' genannt wurde und zu Schwönau gehörte, hatte den amtlichen Namen Waldhaus Bögen aber kein Mensch nannte es so, sondern nur 'Amen' (Siehe hierzu auch die Beschreibung zum Vorwerk Beschluß). Es lag unweit des Bögener Forstes, nördlich von Schwönau.

Das Waldhaus 'Amen' lag direkt am Hochmoor des Zehlauer Bruches, welches schon früh ein Naturschutzgebiet war,' mit vielen seltenen Pflanzen und Vögeln. Nach 1945 legte die Sowjetarmee direkt angrenzend, einen Truppenübungsplatz an. Heute ist der Zehlaubruch wieder Naturschutzgebiet und großteils sich selbst überlassen. Von den Gebäuden steht heute nichts mehr

 

Domnauswalde:

Bei diesem Anwesen handelt es sich ursprünglich um eine Waldzuteilung, die der Orden der Stadt Domnau gewährte und welche zwischen 1385 und 1400 erfolgte. Zunächst wohnte hier nur ein Waldhüter, im auslaufenden 19. Jahrhundert wurde aus dem Waldhaus ein Hof, welcher den Namen Domnauswalde erhielt. Besitzer war eine Familie Liedtke. Nach 1911 erwarb Rudolph Hintz den 185,92 ha großen Hof und der Sohn Rudi Hintz bewirtschaftete das Anwesen bis 1945.

Erst nach einer Gebietsreform im Jahre 1927, in welcher alle Amtsbezirke und Landkreise neu aufgeteilt wurden, kam das bisher zu Domnau gehörige Domnauswalde zu Stockheim. Von diesem Anwesen steht heute auch kein Stein mehr.

 

Weitere Höfe im Kirchspiel:

Nach der Separation, um 1830, als bürgerliche Landwirte selbst Land erwerben konnten, errichteten sich einige Bauern ihre Hofstellen außerhalb der Dorflagen. Alleine in Schwönau waren es 8 Bauern. Nicht alle blieben bis 1945 erhalten, sondern wurden schon vorher wieder aufgelöst oder verfielen.

- zwei Höfe befanden sich am Weg zwischen Schwönau und Gut Sommerfeld und wurden wohl in den Zwischenkriegsjahren wieder aufgelöst, in den 40er Jahren standen hier nur noch zwei Scheunen.

- ein Hof an der Landstraße von Schwönau nach Lisettenfeld bestand in den letzten Vorkriegsjahren aus einem Bauernhaus, einem kleinen Stall und einer Scheune und gehörte inzwischen zum Gut Lisettenfeld. Hier wohnten Gutsleute, (Instleute) von Lisettenfeld. Dieses Kleinanwesen besteht heute noch !

- ein Hof auf dem Fuhrweg von Lisettenfeld nach Heinrichsdorf existierte bis zum 2.Wk. nicht mehr.

Weitere Höfe bestanden:

- einer etwas unterhalb des Baches südlich Sommerfeld Gut g– der sogenannte Althuck, der Alterssitz des Louis Sprengel

- ein Hof am Weg von Schwönau nach Waldhaus (Amen)

Alle, inkl. Waldhaus gehören zu Schwönau. Waldhaus (Amen) tauchte im KB nicht auf.

- ein Hof südlich des Baches von Stockheim nach Sommerfeld (zu Stockheim gehörig)

- ein Hof wenig nordwestlich von Lawo, an einer Bachgabelung (bestand in den 40er Jahren nicht mehr)

- ein Hof ein wenig östlich Eisenbart, am Weg von Eisenbart zu den Eisenbarter Wäldern

- zwei weitere Höfe an selbigen Weg

- ein Hof zwischen einer Kreuzung dieses Weges mit dem zwischen Beschluß und und Blankenau

(alle zu Eisenbart gehörig)

- ein großer Hof wenig nördlich Beschluß

 

Hinweise zu den Quellen: Hans.Hermann Steppuhn, Heimatkreisbuch Bartenstein, sowie  Knut  Walter Perkuhn, ein Sproß der Gutsherrenfamilie denen in der 2.Hälfte des 19.Jh. Puschkeiten und weitere Güter gehörten.