Stadt Berlinchen

Stadtwappen
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Basisdaten
Staat Preußen, Deutsches Reich
Land Brandenburg (Neumark)
Landkreis Soldin
Geographische Lage: 53° 0′ 0″ N, 15° 12′ 0″ O
 
 

Geographische Lage

Der Ort liegt am Nordufer des Berlinchener Sees (Nipperwitzsee) im Tal des Flusses Plöne in einer Hügel- und Seenlandschaft im Nordosten des Brandenburger Landesteil Neumark. Die nächste größere Stadt Landsberg/W. befindet sich 30 Kilometer südlich, Berlin befindet sich etwa 100 Kilometer östlich.

 


Geschichte

Berlinchen " Perle der Neumark "

Dass Berlinchen seinen Namen Berliner Fischern verdankt, die sich im 13. Jahrhundert an der Plöne niederließen und ihrer Siedlung einen Namen im Gedenken an ihre alte Heimat gaben, ist wohl nur eine schöne Sage ohne nachprüfbaren Wahrheitsgehalt. Nachgewiesen ist, dass an der engsten Stelle des Plönetals um 1270 von dem Müller Heinrich Toyte eine Mühle betrieben wurde, die sich im Besitz der brandenburgischen Markgrafen Otto und Albrecht befand. Die Markgrafen waren bestrebt, das von ihnen erst vor kurzem in Besitz genommene Gebiet, die Neumark, gegen die nördlichen Konkurrenten, die pommerschen Herzöge, zu sichern. Dies geschah unter anderem durch eine konsequente Siedlungsoffensive. Da die Mühle im Plönetal nahe der pommerschen Grenze lag, beauftragten sie den Müller Toyte mit der Urkunde vom 25. Januar 1278 mit der Gründung der Stadt „Neu Berlyn“. Zur finanziellen Sicherung des Vorhabens überließen sie Toyte ein Drittel aller Einnahmen der künftigen Stadt. Die Stadt war vor allem als Gegenpol zur nur wenige Kilometer nördlich gelegenen pommerschen Burg Bernstein ausersehen. Diese Aufgabe hatte sich jedoch bald erledigt, denn schon 1280 eroberten die Brandenburger Bernstein. Es galt künftig nur noch, den strategisch wichtigen Plöneübergang zu sichern, deshalb wurde Anfang des 14.Jahrhunderts eine steinerne Befestigungsanlage errichtet. Wann die Stadt den Namen Berlinchen annahm, ist nicht überliefert.

Der Wortlaut der Gründungsurkunde ( Übersetzung )
Wir, Otto und Albrecht, von Gottes Gnaden Markgrafen von Brandenburg, erkennen und bekennen durch gegenwärtigen Inhalt, daß wir dem Heinrich, genannt Toyte, die Gründung unserer Stadt Neu - Berlyn übertragen haben, indem wir ihm den dritten Denar, d. i. den dritten Teil alles dessen zugestehen, was einkommt vom Gericht, von der Steuer, von den Mühlen, vom Rathhause und den Fleischscharren und von anderen Gebäuden, die zum Gebrauche der Stadtgemeinde errichtet werden, ferner was einkommt von den Hopfengärten und allen anderen Gärten. Dieser dritte Teil soll unter dem Namen einer Pachbesitzung sein Eigentum sein. Von der Mühle aber, die schon vor der Gründung der Stadt daselbst erwähnt ist, soll Heinrich die Steuer und Pacht nach wie vor als Lehen von uns besitzen. Zum augenscheinlichen Zeugnis dessen haben wir diesem Schreiben unser Siegel beigefügt. Zeugen dessen aber sind die Kriegsleute: Heinrich unser Marschall, Otto von Winninge, Johannes von Perwernitz, Theodorich von Dossa, Theodorich Levendal, Hermann Botel und Gerhard von Wrech und noch viele andere. Gegeben zu Neu - Landsberg durch unseren Notar Bertold, im Jahre des Herrn 1278 am 25. Januar

Die " Lohmühle " wird erwähnt, 1392 auch die" Vormühle ", die jedoch bereits vor der Stadtgründung bestand. Markgraf Ludwig bestätigt 1348 der Stadt die Holzgerechtsame in der Landsberger Heide. 1348 verlieh Markgraf Ludwig den Bürgern der Stadt die Holzgerechtsame in der Landsberger Heide. Es war ihnen dadurch erlaubt, kostenlos Bauholz zu beziehen. Dieses Recht bestand bis 1859. Im Jahre 1499 trifft die Stadt der erste große, historisch nachweisbare Brand, er vernichtet fast die ganze Stadt, so das Kurfürst Joachim als Landesherr eine Abgabenfreiheit von drei Jahren gewähren muss. Weitere große Brände sind 1608, 1617, 1630, 1665 und 1672 nachgewiesen, in denen Berlinchen fast ganz, inklusive Kirche und Rathaus dem Feuer zum Opfer fiel. Ein weiterer Rathausbrand vernichtete 1852 den Rest amtlicher Schriftstücke aus früheren Jahrhunderten. Hinzu kamen die Pestepidemien der Jahre 1626 und 1631.  Die Stadt leidet im 30jährigen Krieg schwer unter der Kriegsfurie, die Stadt ist fast ständig von einer der kriegführenden Armeen besetzt sodass am Ende des Krieges von ehemals 206 Häusern nur noch 108 bewohnt waren.

Hatten sich die brandenburgischen Herrscher in den letzten Jahrhunderten wenig um die Weiterentwicklung der Neumark gekümmert, so wendete sich die Lage nach Gründung des preußischen Königreiches 1701 zum Positiven. Ein neues Siedlungsprogramm brachte auch für Berlinchen einen Zuwachs an Einwohnern und mit der Etablierung des Tuchmacherhandwerks eine neue Lebensgrundlage. Die Einführung von regelmäßigen Wochenmärkten ab 1713 sorgte für die weitere Konsolidierung des Wirtschaftslebens. Schließlich profitierte die Stadt auch von dem Trockenlegungsprogramm für den Warthe- und Netzebruch, das Friedrich der Große 1770 veranlasste. Der Fortschritt ist an den steigenden Bevölkerungszahlen abzulesen. Von weniger als 1.000 Einwohnern zu Beginn des Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung bis 1750 auf 1653 Einwohner, bis 1790 auf 1.700, bis 1800 auf 1834 und 1850 auf 4322.

Rückschläge erlitt Berlinchen durch den Siebenjährigen Krieg, die Umwehrung mit ihren vier Toren ( Mühlen- und Soldiner Tor, große und kleine Wasserpforte) verleiten zum Widerstande der eine längere Besetzung durch russische Truppen mit sich brachte. Gleiches wiederholt sich ein paar Jahrzehnte später als im Zuge der napoleonischen Kriege Anfang des 19. Jahrhunderts, die Stadt zur Durchmarschstation der Franzosen wurde. Zuvor, etwa um 1805 wird die kleine Garnision, um 1800 z.B. 304 Köpfe, zuletzt eine Schwadron Dragoner, endgültig abberufen.

Mehr als zur normalen Versorgung der Bevölkerung nötig und über die 58 Ackerbürger hinaus, hatte die Stadt z. B. um 1800 bereits folgende Gewerbetreibende, die ihre Erzeugnisse z. T. bis ins Ausland verschickten: 41 Tuch - und Hutmacher mit weit über 100 Arbeitern, 22 Brauer, 72 Branntweinbrenner, 46 Schuhmacher, 39 Tuchmacher, 14 Schneider, 7 Böttcher usw.; insgesamt 206 Meister, 79 Gesellen sowie entsprechende Arbeiter und Lehrlinge. Mit der politischen Stabilisierung nach dem Wiener Kongress von 1815 konnte sich Berlinchen schnell wieder erholen und wies schon bald ein reges Handwerkstreiben aus, für das über 200 Meister zumeist aus dem Brauerei- und Tuchmachergewerbe sorgten. Auch Seidenraupenzucht wurde betrieben. 1859 wird den Bürgern die Holzgerechtsame entzogen, bis dahin hatte jedes Haus Anspruch auf jährlich kostenlos zu lieferndes Bauholz.

Ab Mitte des 19.Jh. folgt der Ausbau der Verkehsanbindungen. Neben der bisher hauptsächlich benutzten Poststraße über Deetz und Lippehne nach Soldin wird die Verbindung mit der Außenwelt durch den Ausbau der Straßen über Breitebruch nach Landsberg entscheidend verbessert. 1893 erfolgt endlich der Eisenbahnanschluß mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Glasow - Berlinchen und ab 1899 bis Arnswalde. Damit sind die Grundsteine für eine entscheidende Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung und zur Erhöhung der Einwohnerzahl gelegt. Berlinchen begann zu einem beliebten Erholungsort für bürgerlicher Berliner Familien und insbesondere Oberschüler zu werden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde eine öffentliche Wasserleitung und Kanalisation verlegt, ab 1920 sind die Einwohner mit Gas und Elektrizität versorgt. Die Stadt hatte sich inzwischen von einer unbedeutenden Ackerbürgerstadt zu einem regionalen Handels- und Industriezentrum entwickelt und war 1921 mit 5.896 Einwohnern neben der Kreisstadt Soldin zweitgrößte Stadt im Landkreis. Zuvor im 1. Weltkrieg fielen 229 Berlinchener. Nachdem Berlinchen wegen seiner landschaftlich reizvollen Lage auch vom aufstrebenden Fremdenverkehr entdeckt wurde, konnte es sich bald mit dem Titel „Perle der Neumark“ schmücken. Bis 1939 erhöhte sich die Einwohnerzahl nochmals auf 7.603. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Berlinchen unter polnische Verwaltung und erhielt den Namen Barlinek.

 

Quelle: Wikipedia / Genwiki