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                  Neumark im Volkskundeatlas
                   
             
            So berichteten die Neumärker, dass sie keinen
            eigenen Markt haben, aber jährlich zum Jahrmarkt in Almsdorf gehen.
            Hingegen gab es ein Schützenfest und die Dorfkirmes. Man feierte
            den Geburtstag, aber nicht den Namenstag. Die Kinderwiege hieß 'Beue',
            wird auf den Boden gestellt und in Querrichtung bewegt, war aber
            schon nicht mehr gebräuchlich. Die kleinen Kinder kommen aus den
            Teichen und der Storch bringt sie – was auch kein Fortschritt zu
            den alten Kirchenbüchern ist, wo nach Frauen an Kindsgeburten kaum
            beteiligt waren. Am Vorabend des Kinderfestes gab es einen
            Laternenumzug, an welchem sich auch die Erwachsene beteiligten.
            Sonn- und Montage galten als Glückstage, hingegen der Mittwoch als
            Unglückstag, welche entsprechend für Hochzeiten genutzt oder
            vermieden werden. Im Mond sitzt ein Mann, und dies wegen
            Holzdiebstahls. Die älteren Häuser kehren hauptsächlich die
            Giebelseite zur Straße und es ist eine Dachrinne an ihnen
            vorhanden. Wohnbank und Tisch in der Wohnstube ist weder am Boden,
            noch an der Wand befestigt, sondern frei beweglich. Die Fenster
            lassen sich durch klappen nach innen öffnen. Das Großvieh steht im
            Stahl mit dem Kopf zur Wand und wird von den Frauen versorgt. Die
            Kinder bekommen zum ersten Schultag eine Zuckertüte. Die
            Weihnachtsgeschenke bringt der Weihnachtsmann, tritt aber selbst
            nicht in Erscheinung. Zu essen gibt es am Heilig Abend Salat aus
            Kartoffeln, Hering, Wurst und Schinken. Am Feiertag gibt es
            Gänsebraten, ähnlich Sylvester und Neujahr, nur dass es zu Neujahr
            alternativ auch Karpfen gibt. Vier örtliche Vereine werden genannt:
            Kriegerverein, Turnverein, Sportverein und Gesangsverein – aber
            keinen Kirchenchor. Jeden zweiten Sonntag gibt es den 'Schwoof'. Der
            Polterabend sei seit altersher bekannt und die Kinder versuchen bei
            Hochzeiten den Brautzug mit Bändern aufzuhalten. Um weiter zu
            kommen wirft der Bräutigam dann Geld unter die Kinder. Durch
            Johanniskränze kann man sich vor Blitzschlägen schützen. Am Ende
            des mehrere hundert Fragen umfangreichen Kataloges werden die
            Dorfbewohner nach ehemaligen Wehranlagen im Ort oder in
            unmittelbarer Nähe befragt, weder sind solche bekannt oder
            vermutet, noch gebe es irgendwelche Funde die auf solche hindeuten
            könnten.
  
 Quelle:
Die Geiseltalchroniken, Steffan Bruns, Berlin 2016
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